Freitag, 5. Juli 2013

Tag 12: Stockholm-Trelleborg


Tivoli, Gröna Lund
Früh morgens legen wir im Stockholmer Hafen an. Nach einer negativen Alkoholkontrolle unseres Busfahrers (solche internationalen Fährfahrten werden von den Skandinaviern gerne genutzt, Alkohol zollfrei und damit vergleichsweise günstig zu kaufen und am besten gleich an Ort und Stelle zu vernichten) dürfen wir unsere Weiterfahrt auf schwedischem Boden fortsetzen.
Am Fähranleger wartet bereits Alexandra (auch deutsch, ob sie einen Schweden geheiratet hat, wissen wir nicht) auf uns, um uns in den nächsten Stunden Stockholm näher zu bringen.


Skeppsholmen


ein waschechter, hyper-
pigmentierter Südschwede ;)
Im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen, die uns jeweils voller Elan und Leidenschaft das Wissen über ihre Städte in interessanten Geschichten vermittelt haben, betet Alexandra lediglich ein paar spärliche Infos in monotoner Stimmlage runter... -und das um 7 Uhr morgens :(
Da dauert es nicht lange, bis meine Augenlider der Schwerkaft nachgeben und Stockholm so streckenweise ungesehen an mir vorbeizieht.
Gamla Stan, die Altstadt
Beim anschließenden Spaziergang durch die Altstadt (Gamla Stan) bin ich dann wieder voll dabei, aber der graue Himmel und Alexandras emotionslose Stadtführung schaffen es einfach nicht, den Funken so wirklich überspringen zu lassen.
Schade, denn eigentlich wäre Stockholm mit seinen jahrhundertealten Häusern, die dank Schwedens Neutralität unbeschadet durch alle Kriege gekommen sind, eine wirklich schöne Stadt. Nur heute irgendwie nicht, und so fahren wir mittags weiter quer durch's Land in Richtung Trelleborg.



Nach einem langen, landschaftlich schönen Stück entlang des Vätternsees, machen wir noch Halt bei einer Elchfarm.
Hier leben sehr idyllisch und abgeschieden 12 Elche in riesigen, artgerechten Gehegen und wann immer ein paar Touristen den Weg in das verschlafene Nestchen finden, lassen sich die knuffigen Riesen gerne mit Birkenzweigen und ein paar Streicheleinheiten verwöhnen.
Wirklich ein Highlight! :)


Bruno










Elchmama Felisia mit Estelle und Zlatan :)





Mit elchtalg-fettigen Fingern sind auch die letzten 200 Km  keine große Sache mehr und so kommen wir abends in Trelleborg an, von wo aus wir mit der Fähre über Nacht zurück nach Deutschland fahren.

Donnerstag, 4. Juli 2013

Tag 11: Helsinki-Turku

Huiuiui! Duschen in diesem winzigen Klappbad ist dann doch gar nicht mehr so spaßig wie gedacht, aber nachdem auch das geschafft ist, geht's in Helsinki direkt vom Bahnhof weiter in die Stadt. Nach einem tollen Frühstück, ziehen wir mit Petra -eine erneut eingeheiratete Deutsche Stadtführerin (langsam fragt man sich schon, wo die Deutschen nur die vielen Skandinavier abkriegen bzw. kennenlernen... ?!) los und sie zeigt uns ein paar der vielen Sehenswürdigkeiten Helsinkis, wie den Dom, die orthodoxe Uspenski Kathedrale, oder das sehr durchgeknallt und abgedrehte Sibelius-Denkmal (eben Kunst...)


Dom von Helsinki






Uspenski Kathedrale





















Sehr viel spektakulärer hingegen ist die Temppeliaukion Kirkko, eine Felsenkirche komplett aus Stein, in einen Felsen gebaut. Von außen eher unscheinbar, bietet sich im Inneren ein toller lichtdurchfluteter Saal mit einmaliger Akustik.


Tempelliaukion Kirche

tolles Licht und noch bessere Akustik in der Felsenkirche


















Die fleißige Finnin reinigt hier
einmal jährlich ihre Fleckerlteppiche
Anschließend haben wir noch lange (fast ein bisschen zu lange) Zeit, Helsinki auf eigenen Beinen zu erkunden. Wir marschieren kreuz und quer durch Finnlands Hauptstadt, entdecken aber keine besonderen Highlights mehr, außer der städtischen Teppichtrocknungsanlage, an der finnische Frauen 1 mal jährlich ihre Teppiche zunächst im Meerwasser auswaschen, bevor sie sie auf überdimensionalen Pressen trocknen und anschließend mehrere Tage zum Trocknen aufhängen können... Sehr witzig, scheint bestens zu funktionieren und offenbar zählen die Teppiche auch nicht zum begehrten Diebesgut :)



Finnisch für Anfänger -Lektion 1:
deutsch + i = finnisch
=> Bratwursti
Am Marktplatz gönnen wir uns noch original finnische Erdbeeren und Kirschen (jeden ihrer 5€ pro Schale wert! -die Skandinavier legen größten Wert auf nationale Waren und sind gerne bereit, dafür dann auch etwas mehr zu zahlen).
Dann geht es mit dem Bus weiter nach Turku und von dort mit der VikingLine-Fähre über Nacht hinüber nach Stockholm. An Bord haben wir dann wieder ein erstklassiges Abendessen und erleben erneut einen tollen Sonnenuntergang...


traumhafter Sonnenuntergang auf der Fähre

Mittwoch, 3. Juli 2013

Tag 10: Saariselkä-Rovaniemi



Ja ist denn heut schon Weihnachten???

Abhängen am Polarkreis
Möchte man meinen, als wir heute gegen Mittag in Finnland erneut den nördlichen Polarkreis, diesmal  in südlicher Richtung, überqueren und damit mitten im Weihnachtsmanndorf bei Rovaniemi landen.

Gar nicht sooo kitschig wie befürchtet, dreht sich hier alles, aber auch wirklich alles um Santa Clause und seine Gefährte(n).



es gibt nichts Weihnachtliches, was es hier nicht gibt...
Von netten Mitbringseln und Christbaumkugeln aus einem der unzähligen Souvenirlädchen, über das original Santa-Clause-Lachsspezialitäten-Restaurant, der Weihnachtsmann-Postfiliale, bis hin zum persönlichen Treffen mit Santa inkl. live-Internet-Übertragung für die Daheimgebliebenen, wird hier jeder Weihnachtsfan fündig.



Weihnachtsmann-Postamt














DAS Nordlandobst schlechthin, die Moltebeere
Auf dem Weg nach Rovaniemi entführt uns Busfahrer Franz noch zum Moltebeeren Geheimtipp an einen kleinen See. Leider kennen diesen See auch 1 Million Mücken, die scheinbar nur darauf lauern, dass sich deutsches Frischfleisch ahnungslos seinen Weg durch's Unterholz bahnt.
Wir finden etliche Beeren (leider noch nicht ganz erntereif), aber trotz dicker Regenjacken und zugezurrter Kapuzen, kommen wir den fliegenden Plagegeistern nicht aus und selbst später im Bus dauert noch lang, bis wir die letzten blinden Passagiere erfolgreich eliminiert haben...: :)



Wie gesagt, Finnland, mit lustigen Wörtern...


... und tollen Kneipen :)









Mmmmmh, Rentierbagel :)



In Rovaniemi bleibt noch ausreichend Zeit für einen Stadtbummel, ehe gegen 18:00 Uhr unser Zug, der Mitternachtsexpress nach Helsinki, abfährt.
Mitternachtsexpress von Rovaniemi nach Helsinki














einmal das Waschbeckenpanel umgeklappt...
Schon erstaunlich, wie man auf ca. 4m2
wirklich alles Nötige für 2 Personen unterbringen kann...





...hat man eine Dusche... :)





wer da schlecht schläft, ist selber schuld... :)
Doppelstockbett, ein kleiner Klappstuhl, Kleiderhaken, Abfalleimer, alles da und auch die Badkonstruktion ist so ausgeklügelt, dass sich mit nur einem Knopfdruck die Toilette zur funktionellen Dusche umklappen lässt... :)
Wirklich witzig unsere Mikro-Kabine und ganz nebenbei rauschen draußen leise und sanft 900Km Wegstrecke bis zum nächsten Morgen an uns vorbei...

Dienstag, 2. Juli 2013

Tag 9: Nordkap-Saariselkä

Nach der langen Nacht starten wir heute spät und gemütlich in den Tag.
Bei schönstem Wetter (vom Nebel vom Vorabend keine Spur mehr!) verlassen wir die Nordkap-Halbinsel Magerøya erneut über den knapp 7 km langen Tunnel der uns satte 212 m unter dem Meer (!!!) entlang, hinüber zum Festland führt. Nach einer 30 minütigen Verkehrskontrolle sämtlicher Busse und Fahrer, können wir dann unseren Weg nach Südosten weiter fortsetzen.

unser Steinmännchen ist schon mit Abstand das schönste :)
Am Porsangerfjord gibt es nochmal ein kurzes Päuschen mit Steinmännchenbau (wir erinnern uns, bringt Glück und /oder baldige Rückkehr ^^) und so schön das Wetter hier noch ist, umso schlechter wird es, je näher wir in Richtung finnischer Grenze kommen.







Am Inarisee, dem heiligen See der Samen, verdunkeln graue Wolken die schöne Aussicht und auch in Saariselkä, unserem Ziel für den heutigen Tag, wechseln sich Sonnenschein und Regenschauer im 15 Minuten Takt ab :(


wir sind jetzt in Finnland,
dem Land der lustigen Wörter...








...und putzigen kleinen Hütten...







...und Häuschen... :)

das einzig Positive bei so viel Regen...
dieser Regenbogen!
Nach 2 gescheiterten Spazierversuchen, in der Hoffnung, noch einmal auf Rentiere zu treffen, geben wir uns völlig durchnässt dem Regen geschlagen und beschließen, die Wetter-Eskapaden nur noch vom trockenen Hotelzimmer aus zu beobachten

Montag, 1. Juli 2013

Tag 8: Tromsø-Nordkap


einfach traumhaft, die Lyngen-Alpen
Puh, was für ein langer, aber toller Tag... aber der Reihe nach... Früh, mal wieder sehr früh geht es los von Tromsø weiter nach Norden, um letzten Endes das eigentliche Highlight der Reise -das Nordkap- zu erreichen. Wir passieren die Lyngen Alpen, eine wundervolle, noch leicht schneebedeckte Bergkette an der Westküste des Nordlands. Zusammen mit dem wolkenlosen, strahlend blauen Himmel, ein fantastischer Anblick.

Lyngen














ganz entspannt und ohne Eile...
Auf der Weiterfahrt stoßen wir schließlich auf eine riesige Rentierherde, die seelenruhig die Küstenstraße entlang schlendert und unseren Bus damit ganz schön ausbremst. Unsere exzessive Fotografiererei scheint ihnen allerdings dann doch nicht so zu gefallen und so schaffen wir es schließlich sie wieder von der Straße zu vertreiben... :) 

Rentierherde
















Felszeichnungen von Alta
Später machen wir Halt in Alta, einem kleinen Ort, der aufgrund seiner zahllosen Felszeichnungen (die ältesten 6500, die neueren 2500 Jahre alt) Weltberühmtheit und den Titel 'Unesco Weltkulturerbe' erreicht hat.
Wir besichtigen etliche, der zur besseren Sichbarkeit rot eingefärbten, Zeichnungen (Helleristninger) auf den eigens dafür präparierten Pfaden



Jahrtausende alt




Was will uns der Künstler hier sagen?
-kackender Elch?! :)


noch 370Km von Gildetun zum Nordkap
Von Alta aus fahren wir weiter nach Gildetun. Die Landschaft und der Ausblick von dieser kleinen samischen Anhöhe sind wirklich einmalig und unbeschreiblich schön!
In einem kleinen Souvenirstand erstehe ich hier noch ein kuschelig-flauschiges Rentierfell-Sitzkissen.


so schön, dass es schon fast unwirklich scheint,
der Ausblick von Gildetun auf's Meer







kleine Samen Siedlung















Wir kommen unserem Tagesziel "Nordkap" immer näher und schon bald trennt uns nur noch der 6780m lange Nordkaptunnel (inzwischen mautfrei -die Norweger halten sich tatsächlich daran und erheben für Tunnel und Brücken nur solange Gebühren, bis sich die Baukosten amortisiert haben) von der Magerøya-Halbinsel.
Samen-Häuschen...
Wir checken in unserem Hotel in Honningsvåg ein, essen zu Abend und um 21 Uhr machen wir uns auf den Weg zum rund 20km entfernten Nordkapfelsen.
Während der Tag auf dem Festland wettertechnisch schöner nicht hätte sein können, hängen wir jetzt in einer dichten Nebelsuppe mit Nieselregen.... -keine besonders prickelnden Aussichten für unseren nächtlichen Ausflug.




... mit kleinen Erdbauten

Nordkap Weltkugel
Mit jedem Kilometer wird die Sicht noch schlechter, bis wir schließlich keine 20m weit aus den Fenstern sehen. Pünktlich zur letzten Kurve vor der  Nordkap-Spitze klart das Wetter doch noch etwas auf und wir erspähen erstmalig die berühmte Weltkugel auf 71°10'21'' nördlicher Breite.

Zwar gleicht der Blick auf's Eismeer vielmehr einem Blick ins Wolkenmeer, aber das verleiht dem Ganzen doch immerhin einen leicht mystischen Touch.



Nebel- statt Eismeer, aber trotzdem schön...













Nordkapfelsen und Eismeer

Wir haben einige Stunden im Nordkap-Zentrum und erleben um 0:20 Uhr wie sich die Sonne -ohne am Horizont untergegangen zu sein- wieder ihren Weg nach oben bahnt...




Nach und nach bringen die vielen Busse die Touristen wieder zurück in ihre Unterkünfte oder auf's Festland und gegen 1 Uhr sind wir so ziemlich die letzten Besucher des Nordkaps und können noch einmal herrliche Blicke ohne störende Touristen genießen :)

ein seltener Anblick, das Nordkap
einsam und allein





















Ein wirklich tolles Erlebnis, hier quasi am nördlichen Ende der Welt, wo nach der endlos scheinenden Weite des Eismeers nur noch das ewige Eis des Nordpols kommt.