Montag, 31. Dezember 2012

Tag 4 Cavo-Nordkammrunde

Wie eigentlich jeden Morgen, nehmen wir uns vor, zeitig in die Tour einzusteigen, aber was wir auch immer machen, das Frühstück zieht sich und wir kommen auch heute nicht vor halb 11 in die Pedale... :)




hier ging's noch gut zu fahren...

Wir starten in Rio nell'Elba, wo es erstmal gemütlich ein Stück auf Asphalt nach oben, bis es ab dem GTE (Elbas Durchquerungsweitwanderweg) deutlich heftiger zur Sache geht. Teilweise knifflige, gut-fahrbare Stellen, teilweise bleibt uns aber bei den stellenweise sehr verblockten Passagen, in denen man schon zu Fuß Schwierigkeiten hat, nichts anderes übrig, als abzusteigen und zu schieben. Hier geht dann heute mal meinem Reifen regelrecht die Luft aus.


...hier und da mal den Steinen ausweichen...









...aber hier ging nicht nur meinem
Reifen die Luft aus... :)








Steffen flickt, ich assistiere und kurz drauf heißt es wieder Höhenmeter sammeln und aufwärts treten, um zu einem sehr flowigen Trail zu kommen, der uns an einem blutroten Eisensee und einem Steinbruch vorbeiführt. -> sehr beeindruckend!

(my) man at work... ;)



sensationell, sieht wirklich aus, wie eine riesige Blutlache, ist aber
(hoffentlich) nur ausgewaschenes Eisen

Die Sonne brennt ganz schön runter und ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie qualvoll diese sandigen, feinschotterigen Passagen wohl im Sommer sein mögen. Nach dem Trail dann ein wirklicher Schock für mich: im fiesen Gepolter über die Steine habe ich wohl meine superduper Trinkflasche mit der an sich bombenfesten Magnethalterung verloren... *schnief*
Nicht verwunderlich, trotz Erdanziehung hat es mich heute ja auch zweimal aus dem Sattel über den Lenker gehebelt... :)
Wir checken nochmal die gemachten Fotos des Tages und stellen fest, dass die Flasche wohl schon recht früh, irgendwann zwischen GTE und meinem Platten, hops gegangen sein muss.


sehr nobel: Mitten im Gestrüpp am
nördlichsten Zipfel hat sich eine
Familie dieses Denkmal errichtet...

Mit dem Kopf nur noch halb bei der Tour (der andere trauert noch immer um die Flasche) geht es gegen Ende noch zu einem beeindruckenden Familiendenkmal am nördlichen Zipfel des Ausläufers der Insel.  
Der Rest verläuft dann entspannt zurück zum Auto.
Am Ende der Tour gehe ich ein Stück des GTE nochmal zu Fuß ab, aber von meiner geliebten Flasche keine Spur :'(















Fazit: 30,5 Km 730 Hm



Bevor das leckere Silvestermenü auf den Campingtisch kommt, fahren wir noch schnell in den Supermarkt nach Portoferraio. Glücklicherweise haben in Italien am 31.12. die Geschäfte teilsweise sogar bis 20:30 Uhr geöffnet, sodass wir keine Probleme haben, um 17:00 Uhr noch ein schönes, frisches Stück Rind von der Metzgertheke abzugreifen.


sehr lecker... Rinderstreifen auf Feldsalat

Steffen tischt zur Feier des Tages Rinderstreifen auf Feldsalat an Balsamico-Dressing auf. So kann das Jahr gut ausklingen :)

















Gegen 22:00 Uhr machen wir uns allmählich auf den Weg nach Portoferraio, um dort am Hafen einen guten Blick auf das Feuerwerk zu haben. Wir finden schnell einen Parkplatz und schlagen uns die restliche Zeit noch mit ein bisschen Lesen um die Ohren. Um halb 12 beschließen wir dann, uns ins Getümmel zu stürzen und gehen hinunter zum Hafen. Dort herrscht bereits reges Treiben, aber zu unserer Überraschung passiert Punkt Mitternacht so gut wie nichts. Ein paar Yachten feuern teure Notsignallampen in den Himmel, die Moby- und Toremar-Fähren im Hafen geben mit ihren Schiffshörnern alles und bringen die Organe durch das minutenlange Getute ordentlich zum Vibrieren und ganz selten gibt es die ein oder andere mickrige Rakete von Bürgern in der Ferne. Aus den Städten am gegenüberliegenden Ufer ist zwar mehr, aber auch nicht wirklich viel zu sehen. Wir trinken unseren kleinen Piccolo-Prosecco und machen uns um Viertel nach 12 wieder auf den Weg zum Auto. Dort angekommen hören wir plötzlich ein paar wirklich laute Donnerschläge und freuen uns zunächst noch, dass wir da nicht daneben gestanden sind. Als wir dann ein Stück außerhalb der Stadt zurückschauen, sehen wir ein wunderschönes professionelles Feuerwerk direkt am Hafen, wo wir vor ein paar Minuten selbst noch gestanden sind... :(
So ein Pech, aber das kann ja auch wirklich keiner ahnen, dass man auf Elba das neue Jahr erst 20 Minuten später zelebriert... Naja, zumindest aus der Ferne können wir den Anblick noch ein bisschen genießen :)


Das neue Jahr ist gerade erst eine Stunde alt,
aber wir sind schon hundemüde :)


Sonntag, 30. Dezember 2012

Tag 3 Elba's Wilder Westen

Für den heutigen Tag haben wir uns aus sportlicher Sicht ordentlich was vorgenommen, deshalb treibt es uns heute eher früh aus den Federn und nach einem schnellen Frühstück in den westlichen Teil der Insel nach Fetovaia. Dort angekommen und schnell startklar gemacht, werden unsere Ambitionen jäh ausgebremst, weil Steffen beim Aufsteigen gleich einen Platten im Hinterreifen entdeckt. Aber wir sind ja bestens ausgestattet, so ist das Malheur flugs beseitigt und wir starten doch noch einigermaßen zeitig.

die ersten 25 Km geht's erstmal mit
toller Sicht an der Küste entlang
Die Runde führt uns zunächst etliche Kilometer (gegen Ende dann schon fast zu lang) mit nur mäßigen Steigungen an der gesamten Westküste der Insel entlang. Die Ausblicke hier sind dafür umso schöner, das macht den ein oder anderen zähen Kilometer auf Asphalt dann unter'm Strich wieder wett. Als wir dann später zum trailigeren Teil der Tour kommen, müssen wir die Räder erst ein Stück über einen sehr steilen und heftig verblockten Wanderweg schieben, bzw. tragen. Es folgt eine flotte Abfahrt durch sandige, ausgewaschene Trails, die später dann wieder etwas felsiger und für uns abschnittsweise wieder unfahrbar wird.
Nichts desto trotz eine tolle Umgebung, die tatsächlich ein bisschen an den wilden Westen Amerikas erinnert und eine ganz andere Seite von Elba zeigt.


außen Sand, innen eine enge Rinne...






...da muss man dann auch mal schieben :)


ansonsten eine sehr schöne Tour!

Belohnungsradler im Sand
Zurück am Auto sind wir dann auch wirklich geschafft und gönnen uns noch einen kleinen (und mehr als verdienten!) Bananabread-Radler-Sundowner am schönen Fetovaia-Strand.
sehr wichtig beim Sport,
der Cool-Down-Prozess!
















Fazit: 41 Km, 1000 Hm




Zurück am Campingplatz gibt's standardmäßig ein paar Folgen "How I met your mother" und Tortelloni mit Schinken-Sahne-Sauce. 

Samstag, 29. Dezember 2012

Tag 2 Capoliveri Calamita-Runde

Nach einer ruhigeren Nacht fällt uns das Aufstehen heute schon deutlich leichter. Erneut strahlender Sonnenschein, keine Wolke am Himmel, 17°C  und mit leichtem Meeresrauschen im Hintergrund, vergisst man schnell dass der Kalender gerade den 29.12. anzeigt :)
Frühstück gibt's heute erst nach der Fahrt zum großen Supermarkt in Portoferraio, weil unser kleiner Ramschladen samstags scheinbar geschlossen bleibt.


unsere erste Trailabfahrt auf Elba
Von dort aus fahren wir nach Capoliveri, dem Startpunkt für unsere heutige Tour im natürlich angelegten Capoliveri-Bikepark. Der Anfang gestaltet sich recht schmerzhaft und mühsam, weil sich unsere Hintern offenbar von der Plackerei am Vortag noch nicht wirklich erholt haben. Aber irgendwann tritt auch bei diesem Schmerz der erträglich-machende Gewöhnungseffekt ein und die Runde, mit tollen Ausblicken fast immer an der Küste entlang, entpuppt sich als wirklich schön. Zwischendrin noch gespickt mit ein paar tollen, stellenweise holprigen, aber durchwegs fahrbaren Trails, ist das eine wirklich perfekte Kennenlerntour in der Capoliveri-Gegend.



schöne Aussicht vom Gipfel der Calamita















Fazit: 27 Km 500 Hm




auch die Elbanesen wissen, was gut ist...
bayerische Bierbraukunst
-im Winter leider geschlossen :( 
Anschließend machen wir nochmal Halt in Portoferraio, gehen die im Reiseführer empfohlene Spazierroute und kommen so an allen schönen Wahrzeichen und Sehenswürdigkeiten der Hafenstadt vorbei.





Die Hauptstadt Portoferraio








Leuchtturm und Festung

 

da könnte man glatt
neidisch werden,
ein Orangenbaum im
eigenen Garten


schöne Eckdaten für Ende Dezember... :)


am Hafen


















Sonnenuntergang am Campingplatz
Das Abendprogramm besteht dann wie gewöhnlich aus heiß duschen (dank jeder Menge Sonne und den 3 Solartanks gibt es immer warmes Wasser), Abendessen (Steffen kredenzt heute angebratene Maultaschen mit Zwiebeln) und noch ein paar Folgen "How I met your mother" auf dem Notebook. Das Notebook mitzunehmen war eine wirklich gute Idee für lange Winterabende, denn wenn die Sonne doch gegen 17:00 Uhr endgültig verschwunden ist, sind die Möglichkeiten an Entertainment im Bus bis zum Einschlafen doch eher überschaubar und eingeschränkt.


Freitag, 28. Dezember 2012

Tag 1 Lacona-S. Martino

Nach einer recht stürmisch-windigen Nacht im Hochdach schälen wir uns am Morgen etwas schwerfällig aus der Bettdecke.

Es ist zwar doch noch relativ frisch, aber der wolkenlose Himmel und die wärmenden Sonnenstrahlen machen dann doch schnell richtig Lust auf ein gemütliches Frühstück im Freien. Frisches Brot finden wir dann durch ein bisschen rum- und durchfragen bei den wenigen "Einheimischen" nach einem kurzen Fußmarsch im kleinsten und unscheinbarsten Laden des Ortes (ansonsten herrscht hier absolut tote Hose und mangels Touristensaison gibt es auf der gesamten Insel kaum offene Geschäfte).










Blick auf Portoferraio
Danach geht's los zu unserer ersten Tour. Wir starten am Campingplatz und fahren in Richtung Norden nach San Martino. Die Anstiege sind teilweise ganz schön steil, auch die Trails haben es stellenweise in sich, sodass wir auch mal schieben müssen, aber alles in allem eine schöne Runde. Die Napoleonvilla, eines der Wahrzeichen Elbas, ist allerdings so unspektakulär und uninteressant, dass wir dafür noch nicht mal die Kamera aus dem Rucksack holen wollen :)
Zurück geht's über die Hauptstadt Portoferraio und dann müssen wir nochmal ordentlich bergauf treten um nach Lacona zurückzukommen. Der letzte Anstieg will's nochmal so wirklich wissen und saugt uns alles aus den winterbedingt untrainierten Beinen und Sitzhöckern.




Elbas schroffe Küsten im Norden
































Fazit: 30 Km, 750 Hm




Strandspaziergang
Für den Sonnenuntergang gehen wir noch ein bisschen am nahezu menschenleeren Strand spazieren... Kaum vorstellbar, dass hier schon in 6 Monaten wieder reges Treiben herrschen und sich ein Liegestuhl mit Sonnenschirm an den nächsten reihen wird.








menschenleer...

... die Bucht von Lacona





grandioser Blick von unserem Campingplatz
Danach noch eine Dose Ravioli auf unserer Südhangterrasse und die Tourplanungen für die nächsten Tage.

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Ankunft auf Elba

Gerade noch Geschenke ausgepackt und die Weihnachtsvöllereien noch nicht verdaut, geht es heute um 7:00 morgens schon los nach Elba in die Sonne zum Mountainbiken.

Fährfahrt von Piombino nach Portoferraio
Fahrtechnisch läuft alles rund, ohne größere Staus, trotzdem ziehen sich die rund 800 Km bis zur Fähre in Piombino ganz schön. Glücklicherweise kommen wir dort auch gerade rechtzeitig an, dass wir sofort auf's Schiff können und nach einer Stunde Überfahrt mit Toremar schon um 17:30 Uhr am Campingplatz in Lacona unser Quartier für die kommenden Tage beziehen können.













Der Campingplatz (der vermutliche einzige, ganzjährig geöffnete Stellplatz auf Elba) entpuppt sich wirklich als Glücksgriff. Zwar wenige, dafür toll angelegte Standplätze am Südhang, der fast den kompletten Tag in der Sonne liegt, Meerblick und eine kostenlose, schnelle WLAN-Verbindung gibt's auch noch dazu :)
Nachdem wir soweit alles ein-, aus- und umgeräumt haben, gibts noch schnelle Nudeln mit Pesto und dann schnell eine Mütze Schlaf.

Samstag, 27. Oktober 2012

Shanghai, bye bye

Heute heißt es Koffer packen, 'goodbye' sagen und um 1 Uhr nachts den Flieger Richtung Heimat nehmen...
Wir füllen ein letztes Mal unsere Teetrinkflaschen (wie die echten Chinesen haben wir uns inzwischen ebenfalls solche Flaschen zugelegt und führen jetzt auch zu jeder Tageszeit frisch aufgebrühten Jasmintee mit uns rum) geben unser Gepäck zur Verwahrung bis zum späten Abend im Hotel ab und machen uns dann auf den Weg zu den letzten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Weil es vormittags noch regnet und es heute extrem neblig und trüb ist, stellen wir die Fahrt auf einen der zahlreichen Wolkenkratzer erst einmal zurück und versuchen unser Glück bei der Nanpu-Brücke. Die Brücke überspannt den Huangpu auf 850 m Länge, ist aber durch ihre unzähligen Windungen und Auffahrten insgesamt über 8 km lang.
Laut Reiseführer kann man auf die 46 m hohe Brücke als Fußgänger mit einem Aufzug hinauf fahren und von dort eine tolle Aussicht über Puxi und Pudong genießen.
An der Brücke angekommen, finden wir erst mal nichts was in irgendeiner Weise an eine touristische Attraktion erinnern würde und im einzigen belebten Gebäude weit und breit, dem Fernverkehr-Busbahnhof sagt man uns dann, die Brücke sei für Fußgänger schon lange nicht mehr geöffnet. Wir finden später auch den ehemaligen Aufzug, aber so verwaist, wie das gesamte Gelände wirkt, ist hier schon seit mindestens 10 Jahren niemand mehr hochgefahren...
Was für eine Verschwendung, einmal quer durch die Stadt gefahren, nichts gesehen und über 2 Stunden wertvolle Zeit verloren... An dieser Stelle muss ich wohl nicht extra erwähnen, dass hier mal wieder unser inkompetenter Shanghai-Guide-Autor auf ganzer Linie versagt hat?!
Kunstunterricht mal anders- Samstag,
13:00 Uhr müssen die Kleinen  ran...
...und zeichnen eifrig
Gebäude ab














Wir fahren zurück zum Bund, um von dort aus noch eine Bootsfahrt auf dem Huangpu zu unternehmen- von denen wissen wir zumindest aus eigener Erfahrung, dass es sie gibt :) - Für 100 ¥ (~ 13 €) schippert man 50 Minuten ein kleines Stück am Bund und der gegenüberliegenden Seite entlang, bevor es wieder zurück geht. Für uns viel zu teuer, wenn man bedenkt, dass wir beide Uferseiten ja schon kennen. Dann finden wir noch das Angebot einer 3-stündigen Fahrt nach Norden bis zur Yangtse-Mündung für "nur" 150 ¥ und nachdem diese zeitlich für uns sehr günstig liegt und das trübe Wetter uns tagsüber noch immer nicht auf eine Aussichtsplattform der Hochhäuser lockt, schlagen wir zu.
auch vom Bund darf ein Sprungfoto natürlich nicht fehlen!
Bevor es los geht, schießen wir noch schnell das überfällige Sprungfoto vor der Pudong-Skyline, kaufen ein wenig Reiseproviant und um 14:15 Uhr sitzen wir, mit nur einer Hand voll anderen Passagieren, auf unserem gemütlichen, kleinen Kreuzfahrtschiff.







Huangpu-Flussfahrt
Hier erleben wir dann die Chinesen wieder, wie sie leiben und leben... :) Am Nebentisch haben sich 6 Chinesen schon häuslich eingerichtet, noch bevor wir das Schiff überhaupt betreten haben (sie scheinen also in irgend einer Form ohnehin einen Sonderstatus zu genießen) und fabrizieren einen Geräuschpegel, dass es für uns schier unmöglich ist, den ohnehin spärlichen Erklärungen zur Umgebung vom Tonband zu folgen. Die Fahrt an sich scheint sie nicht sonderlich zu interessieren, denn nachdem das Schiff sich nur wenige Meter vom Steg entfernt hat, werden bereits die Verdunkelungsrollos an den Fenstern herunter gezogen. Getreu dem Motto: "Bloß nichts sehen von der Gegend, es reicht, wenn man sagen kann, man war da" bzw. später an der Yangtse-Mündung geht man geschlossen als Gruppe nach draußen, um schnell 20 Beweisfotos für Freunde und Verwandte zu schießen... :)
Dahinter sitzt eine etwas ruhigere Familie, bestehend aus den Eltern und ihrer erwachsenen Tochter, die schon in der Wartehalle permanent verschiedene Sachen gefuttert haben und hier, noch bevor das Schiff abgelegt hat, bereits alles auftischt, was die Supermärkte nur so hergeben. Milchbrötchen, Chips, verschiedenste Variationen Reis aus der Dose, etliche Pappschüsseln Instant-Nudeln, die man nur noch mit heißem Wasser aufgießen muss, und als das alles nach rund 2 Stunden dann aufgebraucht ist, kommen die Sonnenblumenkerne in Schale zum knacken und futtern auf den Tisch. Wahnsinn, bei den Chinesen sind es wohl wirklich die guten Gene, dass an die so gar nichts hinwächst... :)
Die Dame hinter uns legt sich vom Start weg gleich mal horizontal ab und schläft quasi bis zur Rückkehr im Hafen seelenruhig...
Leuchtturm an der Yangtse-Mündung
Viel verpasst hat sie dennoch nicht, die Fahrt war zwar wirklich sehr nett und für uns ein optimaler Zeitvertreib für den letzten Tag, allerdings hat das schlechte Wetter nicht immer einen guten Blick auf die Ufer nach rechts und links zugelassen.

helles Wasser vorne: Huagpu
dunkles Wasser hinten: Yangtse











Nachdem wir noch reichlich Yuan in der Tasche haben, wollen wir -ungeachtet der vermutlich schlechten Sicht- doch noch einmal die Stadt aus schwindelerregender Höhe erleben und fahren mit einer Gondel im Sightseeing-Tunnel unterirdisch unter dem Huangpu auf die andere Seite nach Pudong um dort vom 88. Stockwerk in 340 m Höhe die Aussicht zu genießen.

die psychedelische Fahrt im Sightseeing-Tunnel :)
Im Sightseeing-Tunnel geht es während einer sehr kindlich aufgemachten Fahrt auf eine "spannende Reise durch's Erdreich" Mit Licht- und Soundeffekten schwimmt man in der Gondel, durch glühendes Magma, knackt die Erdkruste und fliegt durch ferne Galaxien. Schräg, laut, kitschig und grell, aber die Chinesen stehen ja auf sowas und es ist definitiv die schnellste (und teuerste!) Verbindung zwischen Puxi und Pudong. Der Ausgang des Tunnels befindet sich dann auch gleich in unmittelbarer Nähe zum Jin Mao Tower. Wir müssen rund 20 min warten ehe wir an der Reihe sind und ähnlich wie in unserem Olympiaturm im schnellen Aufzug (9 m/s) nach oben sausen.

eine Postkarte für uns, vom höchsten Postamt der Welt... :)
Wie erwartet, ist die Aussicht aufgrund des Wetters nicht allzu zu berauschend. Wir nutzen aber die einmalige Gelegenheit und schicken an uns selbst noch schnell eine Postkarte vom höchsten Postamt der Welt... Mal schauen, ob sich der Hinweis des höchsten Postamts auch irgendwo auf der Karte wieder findet... :)

Zack, und weg ist sie....













Nach einer erneut aufregenden Fahrt durch diverse Erd- und Atmosphärenschichten im psychedelischen Tunnel holen wir im Hotel noch schnell unser Gepäck und fahren ein letztes Mal mit der chinesischen Metro zum Flughafen.
Hier läuft diesmal zwar alles sehr schleppend, aber immerhin ohne größerer Zwischenfälle für uns ab, sodass wir planmäßig zunächst in Abu Dhabi und Stunden später dann auch in München landen. Lediglich die defekte Gangway zwingt uns noch knapp 30 Minuten länger als gewollt in der Maschine zu bleiben, aber die Aussicht von gerade noch 25°C in Shanghai plötzlich knöcheltief im frischen Schnee der letzten beiden Tage zu stehen ist ohnehin nicht sonderlich verlockend...

Vorbei sind sie, unsere 3 Wochen in China... Wir haben viel gesehen, viel erlebt, viel gefroren, viel geschwitzt, uns sehr oft köstlich amüsiert und immer wieder erstaunt feststellen müssen, wie teilweise vollkommen unterschiedlich 2 Kulturen im selben Zeitalter nur sein können.


Freitag, 26. Oktober 2012

Suzhou

Heute wagen wir uns nochmal an ein kleines Experiment... Zugfahren in China, auf eigene Faust :)
Wir haben ja schon Abenteuerliches gehört und gelesen, von Schwierigkeiten beim Kartenkauf, Finden richtigen Gleises, etc. aber wir lassen uns nicht abschrecken, sondern versuchen unser Glück und fahren gleich in der Früh zum Bahnhof, um den Tag in Suzhou, einem "kleinen Vorort" von Shanghai zu verbringen. Wenn wir bisher neben dem geschickten Essen mit Stäbchen eines gelernt haben, dann, dass die Dimensionen in so einem Land wirklich andere sind... Suzhou liegt ca 110 km westlich von Shanghai und ist aus chinesischer Sicht mit gut 4 Mio. Einwohnern (die gesamte Region hat rund 11 Mio) tatsächlich eine kleine Vorstadt...  Schon lustig, kein Deutscher würde auf die Idee kommen, Straubing als Vorort Münchens zu bezeichnen... :)
Mein Kleinkrieg mit dem Autor unseres Reiseführers setzt sich auch heute wieder fort, nachdem er behauptet, Zugtickets in China könnten sehr einfach und bequem an den englisch-sprachigen Ticketautomaten in den Bahnhöfen gekauft werden. So weit, so richtig, allerdings geht das nur, wenn mann gleichzeitig chinesischer Staatsbürger ist und einen chinesischen Pass mit Chip besitzt. Ich wage zu bezweifeln, dass der werte Herr mit dem deutschen Namen einen chinesischen Ausweis besitzt, allerdings wage ich inzwischen aufgrund seiner vielen fehlerhaften Informationen über die Stadt sowieso zu bezweifeln, dass er jemals auch nur ein Bein auf chinesischem Boden hatte. Wie auch immer, wir stellen uns an einem Schalter an, schreiben der Dame unsere gewünschte Zugnummer, die wir vorher schon rausgesucht hatten, auf einen Zettel, geben unsere Reisepässe ab (in China ist selbst Zugfahren mit noch größerem Aufwand und Sicherheitschecks verbunden als in der restlichen Welt das Fliegen) und dann geht aber alles doch recht schnell und unproblematisch. Um 9:35 Uhr sitzen wir im superschnellen G-Zug und um 10:03 Uhr sind wir auch schon am Zielbahnhof von Suzhou, aufgrund seiner vielen Kanäle auch das Venedig des Ostens genannt, angekommen.
Suzhou- das Venedig des Ostens



















der Garten des kleinen Beamten

Neben den Kanälen ist die Stadt in erster Linie für seine vielen Gartenanlagen weltberühmt. Wir starten unseren Rundgang im Zhuozheng Yuan, dem Garten des kleinen Beamten, der der herausragendste und feinste aller Gärten im Süden Chinas sein soll. Das macht sich in erster Linie in den Eintrittspreisen bemerkbar, ansonsten verstehen wir nicht so recht, weshalb genau dieser Garten etwas besonderes darstellen soll... Er ist ganz nett, mit einem Teich (leider sehr dreckig) und vielen kleinen Pagoden. Nicht unattraktiv, aber auch nichts, was selbst wir in China jetzt nicht schon etliche Male gesehen hätten. Zudem auch hier wieder die Tatsache, dass die blumigen Beschreibungen der Pagoden und Hallen (Orchideenhalle, Halle des Duftes, Mondpavillon, um nur ein paar wenige zu nennen) immer deutlich imposanter klingen, als sie letztendlich dann sind. 

der Garten des kleinen Beamten
echte Mandarin-Ente

Steffen im Land der
Zwergenbäume :)










klitzekleiner Bonsai... :)

hier ist wenigstens klar, woher der
Name "Löwengarten" kommt...
Wir gehen weiter zum Shizi Lin, dem Löwengarten. Dieser ist durch seine Vielzahl an löchrigen und abgefahrenen Steingebilden wirklich etwas besonderes und deutlich interessanter... Wir durchklettern die wilden Formationen und wandern so kreuz und quer durch die überschaubare Anlage



poröse Felsblocke im Löwengarten






Löwengarten















Wellensittich im Wangshi Yuan




Danach geht's noch kurz durch die heillos überfüllte Fußgängerzone und weiter zum Garten des Meisters der Netze (Wangshi Yuan), der etwas versteckt und daher nicht ganz so überlaufen, dafür aber umso schöner ist. Am Teich des Gartens entdecken wir dann noch wilde Wellensittiche, die sich hier offenbar sehr wohl fühlen und lautstark zwitschern.
im Garten des Meisters der Netze













Oooh, da schlagen Frauenherzen höher...
ein original Tupperware-Laden
Langsam machen wir uns wieder auf den Weg in Richtung Bahnhof. Glücklicherweise gelingt es uns nach einiger Zeit ein Taxi anzuhalten, dass uns die letzten 4 km des Weges komfortabel abnimmt.
Am Bahnhof dann Menschenmassen, soweit das Auge reicht, und alle brauchen sie, genau wie wir, Zugtickets. Chinesische Bahnhöfe kann man sicher nicht mit deutschen vergleichen. Die Ausmaße übertreffen locker die eines großen deutschen Flughafens, mit eigener Anfahrstrecke für Taxen, dem obligatorisch-gründlichen Security-Check und Terminals, Wartehallen und Gates, die immer erst kurz vor Zugeinfahrt öffnen um den Menschenmengen halbwegs geordnet Herr zu werden. Aber eigentlich auch gar nicht verwunderlich, verkehren in Suzhou tagtäglich sicher mindestens genauso viele Menschen mit dem Zug wie in München im Luft- und Schienenverkehr zusammen...
Wir finden also endlich die Ticket-Verkaufsstelle, reihen uns in eine der 20 unsagbar langen Schlangen ein und hoffen, dass nicht schon alle Verbindungen nach Shanghai bis in die späte Nacht ausverkauft sind, bis wir an der Reihe sind. Wir haben Glück und schon 1 1/4 Stunden später ergattern wir noch 2 Plätze in einer 1. Klasse-Kategorie. Ob die 1. Klasse jetzt wirklich notwendig gewesen wäre, oder der Herr vom Schalter dadurch mehr Provision kassiert, bleibt fraglich, uns aber war es egal, vor allem, nachdem sich der Aufpreis von umgerechnet 2€ als durchaus lohnende Investition herausstellt.
Sehr bequeme Sitze, angenehme Stille und wer mag, kann sich sogar im Board-Entertainment-Programm von Jackie Chan bespaßen lassen.
Neonreklame in der Nanjing Road
Zurück in Shanghai gehen wir noch einmal unter den bunten Reklamen der Nanjing Road (Fußgängerzone) entlang und ich komme -nachdem ich schon alle Chopstick-Läden akribisch durchforstet hatte- doch noch zu einem Set Stäbchen, die mich endlich völlig überzeugen. Schlicht und aus dunklem Mahagoni... Jetzt gibt's zu Hause nur noch Reis... :)














links: das World Financial Center,
oder auch Flaschenöffner;
rechts: der Jin Mao Tower
Danach fahren wir noch einmal hinüber nach Pudong für ein paar schöne Fotos der Hochhäuser und der hell beleuchteten Bund-Promenade in Puxi.


der Bund in Puxi















lustige Straßendekoration

Inzwischen sind unsere letzten 24 Stunden dieser Reise in und durch China angebrochen. Morgen haben wir noch ein paar Sachen auf dem Programm und dann können wir wirklich sagen, wir haben China erlebt... :)