Samstag, 27. Oktober 2012

Shanghai, bye bye

Heute heißt es Koffer packen, 'goodbye' sagen und um 1 Uhr nachts den Flieger Richtung Heimat nehmen...
Wir füllen ein letztes Mal unsere Teetrinkflaschen (wie die echten Chinesen haben wir uns inzwischen ebenfalls solche Flaschen zugelegt und führen jetzt auch zu jeder Tageszeit frisch aufgebrühten Jasmintee mit uns rum) geben unser Gepäck zur Verwahrung bis zum späten Abend im Hotel ab und machen uns dann auf den Weg zu den letzten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Weil es vormittags noch regnet und es heute extrem neblig und trüb ist, stellen wir die Fahrt auf einen der zahlreichen Wolkenkratzer erst einmal zurück und versuchen unser Glück bei der Nanpu-Brücke. Die Brücke überspannt den Huangpu auf 850 m Länge, ist aber durch ihre unzähligen Windungen und Auffahrten insgesamt über 8 km lang.
Laut Reiseführer kann man auf die 46 m hohe Brücke als Fußgänger mit einem Aufzug hinauf fahren und von dort eine tolle Aussicht über Puxi und Pudong genießen.
An der Brücke angekommen, finden wir erst mal nichts was in irgendeiner Weise an eine touristische Attraktion erinnern würde und im einzigen belebten Gebäude weit und breit, dem Fernverkehr-Busbahnhof sagt man uns dann, die Brücke sei für Fußgänger schon lange nicht mehr geöffnet. Wir finden später auch den ehemaligen Aufzug, aber so verwaist, wie das gesamte Gelände wirkt, ist hier schon seit mindestens 10 Jahren niemand mehr hochgefahren...
Was für eine Verschwendung, einmal quer durch die Stadt gefahren, nichts gesehen und über 2 Stunden wertvolle Zeit verloren... An dieser Stelle muss ich wohl nicht extra erwähnen, dass hier mal wieder unser inkompetenter Shanghai-Guide-Autor auf ganzer Linie versagt hat?!
Kunstunterricht mal anders- Samstag,
13:00 Uhr müssen die Kleinen  ran...
...und zeichnen eifrig
Gebäude ab














Wir fahren zurück zum Bund, um von dort aus noch eine Bootsfahrt auf dem Huangpu zu unternehmen- von denen wissen wir zumindest aus eigener Erfahrung, dass es sie gibt :) - Für 100 ¥ (~ 13 €) schippert man 50 Minuten ein kleines Stück am Bund und der gegenüberliegenden Seite entlang, bevor es wieder zurück geht. Für uns viel zu teuer, wenn man bedenkt, dass wir beide Uferseiten ja schon kennen. Dann finden wir noch das Angebot einer 3-stündigen Fahrt nach Norden bis zur Yangtse-Mündung für "nur" 150 ¥ und nachdem diese zeitlich für uns sehr günstig liegt und das trübe Wetter uns tagsüber noch immer nicht auf eine Aussichtsplattform der Hochhäuser lockt, schlagen wir zu.
auch vom Bund darf ein Sprungfoto natürlich nicht fehlen!
Bevor es los geht, schießen wir noch schnell das überfällige Sprungfoto vor der Pudong-Skyline, kaufen ein wenig Reiseproviant und um 14:15 Uhr sitzen wir, mit nur einer Hand voll anderen Passagieren, auf unserem gemütlichen, kleinen Kreuzfahrtschiff.







Huangpu-Flussfahrt
Hier erleben wir dann die Chinesen wieder, wie sie leiben und leben... :) Am Nebentisch haben sich 6 Chinesen schon häuslich eingerichtet, noch bevor wir das Schiff überhaupt betreten haben (sie scheinen also in irgend einer Form ohnehin einen Sonderstatus zu genießen) und fabrizieren einen Geräuschpegel, dass es für uns schier unmöglich ist, den ohnehin spärlichen Erklärungen zur Umgebung vom Tonband zu folgen. Die Fahrt an sich scheint sie nicht sonderlich zu interessieren, denn nachdem das Schiff sich nur wenige Meter vom Steg entfernt hat, werden bereits die Verdunkelungsrollos an den Fenstern herunter gezogen. Getreu dem Motto: "Bloß nichts sehen von der Gegend, es reicht, wenn man sagen kann, man war da" bzw. später an der Yangtse-Mündung geht man geschlossen als Gruppe nach draußen, um schnell 20 Beweisfotos für Freunde und Verwandte zu schießen... :)
Dahinter sitzt eine etwas ruhigere Familie, bestehend aus den Eltern und ihrer erwachsenen Tochter, die schon in der Wartehalle permanent verschiedene Sachen gefuttert haben und hier, noch bevor das Schiff abgelegt hat, bereits alles auftischt, was die Supermärkte nur so hergeben. Milchbrötchen, Chips, verschiedenste Variationen Reis aus der Dose, etliche Pappschüsseln Instant-Nudeln, die man nur noch mit heißem Wasser aufgießen muss, und als das alles nach rund 2 Stunden dann aufgebraucht ist, kommen die Sonnenblumenkerne in Schale zum knacken und futtern auf den Tisch. Wahnsinn, bei den Chinesen sind es wohl wirklich die guten Gene, dass an die so gar nichts hinwächst... :)
Die Dame hinter uns legt sich vom Start weg gleich mal horizontal ab und schläft quasi bis zur Rückkehr im Hafen seelenruhig...
Leuchtturm an der Yangtse-Mündung
Viel verpasst hat sie dennoch nicht, die Fahrt war zwar wirklich sehr nett und für uns ein optimaler Zeitvertreib für den letzten Tag, allerdings hat das schlechte Wetter nicht immer einen guten Blick auf die Ufer nach rechts und links zugelassen.

helles Wasser vorne: Huagpu
dunkles Wasser hinten: Yangtse











Nachdem wir noch reichlich Yuan in der Tasche haben, wollen wir -ungeachtet der vermutlich schlechten Sicht- doch noch einmal die Stadt aus schwindelerregender Höhe erleben und fahren mit einer Gondel im Sightseeing-Tunnel unterirdisch unter dem Huangpu auf die andere Seite nach Pudong um dort vom 88. Stockwerk in 340 m Höhe die Aussicht zu genießen.

die psychedelische Fahrt im Sightseeing-Tunnel :)
Im Sightseeing-Tunnel geht es während einer sehr kindlich aufgemachten Fahrt auf eine "spannende Reise durch's Erdreich" Mit Licht- und Soundeffekten schwimmt man in der Gondel, durch glühendes Magma, knackt die Erdkruste und fliegt durch ferne Galaxien. Schräg, laut, kitschig und grell, aber die Chinesen stehen ja auf sowas und es ist definitiv die schnellste (und teuerste!) Verbindung zwischen Puxi und Pudong. Der Ausgang des Tunnels befindet sich dann auch gleich in unmittelbarer Nähe zum Jin Mao Tower. Wir müssen rund 20 min warten ehe wir an der Reihe sind und ähnlich wie in unserem Olympiaturm im schnellen Aufzug (9 m/s) nach oben sausen.

eine Postkarte für uns, vom höchsten Postamt der Welt... :)
Wie erwartet, ist die Aussicht aufgrund des Wetters nicht allzu zu berauschend. Wir nutzen aber die einmalige Gelegenheit und schicken an uns selbst noch schnell eine Postkarte vom höchsten Postamt der Welt... Mal schauen, ob sich der Hinweis des höchsten Postamts auch irgendwo auf der Karte wieder findet... :)

Zack, und weg ist sie....













Nach einer erneut aufregenden Fahrt durch diverse Erd- und Atmosphärenschichten im psychedelischen Tunnel holen wir im Hotel noch schnell unser Gepäck und fahren ein letztes Mal mit der chinesischen Metro zum Flughafen.
Hier läuft diesmal zwar alles sehr schleppend, aber immerhin ohne größerer Zwischenfälle für uns ab, sodass wir planmäßig zunächst in Abu Dhabi und Stunden später dann auch in München landen. Lediglich die defekte Gangway zwingt uns noch knapp 30 Minuten länger als gewollt in der Maschine zu bleiben, aber die Aussicht von gerade noch 25°C in Shanghai plötzlich knöcheltief im frischen Schnee der letzten beiden Tage zu stehen ist ohnehin nicht sonderlich verlockend...

Vorbei sind sie, unsere 3 Wochen in China... Wir haben viel gesehen, viel erlebt, viel gefroren, viel geschwitzt, uns sehr oft köstlich amüsiert und immer wieder erstaunt feststellen müssen, wie teilweise vollkommen unterschiedlich 2 Kulturen im selben Zeitalter nur sein können.


Freitag, 26. Oktober 2012

Suzhou

Heute wagen wir uns nochmal an ein kleines Experiment... Zugfahren in China, auf eigene Faust :)
Wir haben ja schon Abenteuerliches gehört und gelesen, von Schwierigkeiten beim Kartenkauf, Finden richtigen Gleises, etc. aber wir lassen uns nicht abschrecken, sondern versuchen unser Glück und fahren gleich in der Früh zum Bahnhof, um den Tag in Suzhou, einem "kleinen Vorort" von Shanghai zu verbringen. Wenn wir bisher neben dem geschickten Essen mit Stäbchen eines gelernt haben, dann, dass die Dimensionen in so einem Land wirklich andere sind... Suzhou liegt ca 110 km westlich von Shanghai und ist aus chinesischer Sicht mit gut 4 Mio. Einwohnern (die gesamte Region hat rund 11 Mio) tatsächlich eine kleine Vorstadt...  Schon lustig, kein Deutscher würde auf die Idee kommen, Straubing als Vorort Münchens zu bezeichnen... :)
Mein Kleinkrieg mit dem Autor unseres Reiseführers setzt sich auch heute wieder fort, nachdem er behauptet, Zugtickets in China könnten sehr einfach und bequem an den englisch-sprachigen Ticketautomaten in den Bahnhöfen gekauft werden. So weit, so richtig, allerdings geht das nur, wenn mann gleichzeitig chinesischer Staatsbürger ist und einen chinesischen Pass mit Chip besitzt. Ich wage zu bezweifeln, dass der werte Herr mit dem deutschen Namen einen chinesischen Ausweis besitzt, allerdings wage ich inzwischen aufgrund seiner vielen fehlerhaften Informationen über die Stadt sowieso zu bezweifeln, dass er jemals auch nur ein Bein auf chinesischem Boden hatte. Wie auch immer, wir stellen uns an einem Schalter an, schreiben der Dame unsere gewünschte Zugnummer, die wir vorher schon rausgesucht hatten, auf einen Zettel, geben unsere Reisepässe ab (in China ist selbst Zugfahren mit noch größerem Aufwand und Sicherheitschecks verbunden als in der restlichen Welt das Fliegen) und dann geht aber alles doch recht schnell und unproblematisch. Um 9:35 Uhr sitzen wir im superschnellen G-Zug und um 10:03 Uhr sind wir auch schon am Zielbahnhof von Suzhou, aufgrund seiner vielen Kanäle auch das Venedig des Ostens genannt, angekommen.
Suzhou- das Venedig des Ostens



















der Garten des kleinen Beamten

Neben den Kanälen ist die Stadt in erster Linie für seine vielen Gartenanlagen weltberühmt. Wir starten unseren Rundgang im Zhuozheng Yuan, dem Garten des kleinen Beamten, der der herausragendste und feinste aller Gärten im Süden Chinas sein soll. Das macht sich in erster Linie in den Eintrittspreisen bemerkbar, ansonsten verstehen wir nicht so recht, weshalb genau dieser Garten etwas besonderes darstellen soll... Er ist ganz nett, mit einem Teich (leider sehr dreckig) und vielen kleinen Pagoden. Nicht unattraktiv, aber auch nichts, was selbst wir in China jetzt nicht schon etliche Male gesehen hätten. Zudem auch hier wieder die Tatsache, dass die blumigen Beschreibungen der Pagoden und Hallen (Orchideenhalle, Halle des Duftes, Mondpavillon, um nur ein paar wenige zu nennen) immer deutlich imposanter klingen, als sie letztendlich dann sind. 

der Garten des kleinen Beamten
echte Mandarin-Ente

Steffen im Land der
Zwergenbäume :)










klitzekleiner Bonsai... :)

hier ist wenigstens klar, woher der
Name "Löwengarten" kommt...
Wir gehen weiter zum Shizi Lin, dem Löwengarten. Dieser ist durch seine Vielzahl an löchrigen und abgefahrenen Steingebilden wirklich etwas besonderes und deutlich interessanter... Wir durchklettern die wilden Formationen und wandern so kreuz und quer durch die überschaubare Anlage



poröse Felsblocke im Löwengarten






Löwengarten















Wellensittich im Wangshi Yuan




Danach geht's noch kurz durch die heillos überfüllte Fußgängerzone und weiter zum Garten des Meisters der Netze (Wangshi Yuan), der etwas versteckt und daher nicht ganz so überlaufen, dafür aber umso schöner ist. Am Teich des Gartens entdecken wir dann noch wilde Wellensittiche, die sich hier offenbar sehr wohl fühlen und lautstark zwitschern.
im Garten des Meisters der Netze













Oooh, da schlagen Frauenherzen höher...
ein original Tupperware-Laden
Langsam machen wir uns wieder auf den Weg in Richtung Bahnhof. Glücklicherweise gelingt es uns nach einiger Zeit ein Taxi anzuhalten, dass uns die letzten 4 km des Weges komfortabel abnimmt.
Am Bahnhof dann Menschenmassen, soweit das Auge reicht, und alle brauchen sie, genau wie wir, Zugtickets. Chinesische Bahnhöfe kann man sicher nicht mit deutschen vergleichen. Die Ausmaße übertreffen locker die eines großen deutschen Flughafens, mit eigener Anfahrstrecke für Taxen, dem obligatorisch-gründlichen Security-Check und Terminals, Wartehallen und Gates, die immer erst kurz vor Zugeinfahrt öffnen um den Menschenmengen halbwegs geordnet Herr zu werden. Aber eigentlich auch gar nicht verwunderlich, verkehren in Suzhou tagtäglich sicher mindestens genauso viele Menschen mit dem Zug wie in München im Luft- und Schienenverkehr zusammen...
Wir finden also endlich die Ticket-Verkaufsstelle, reihen uns in eine der 20 unsagbar langen Schlangen ein und hoffen, dass nicht schon alle Verbindungen nach Shanghai bis in die späte Nacht ausverkauft sind, bis wir an der Reihe sind. Wir haben Glück und schon 1 1/4 Stunden später ergattern wir noch 2 Plätze in einer 1. Klasse-Kategorie. Ob die 1. Klasse jetzt wirklich notwendig gewesen wäre, oder der Herr vom Schalter dadurch mehr Provision kassiert, bleibt fraglich, uns aber war es egal, vor allem, nachdem sich der Aufpreis von umgerechnet 2€ als durchaus lohnende Investition herausstellt.
Sehr bequeme Sitze, angenehme Stille und wer mag, kann sich sogar im Board-Entertainment-Programm von Jackie Chan bespaßen lassen.
Neonreklame in der Nanjing Road
Zurück in Shanghai gehen wir noch einmal unter den bunten Reklamen der Nanjing Road (Fußgängerzone) entlang und ich komme -nachdem ich schon alle Chopstick-Läden akribisch durchforstet hatte- doch noch zu einem Set Stäbchen, die mich endlich völlig überzeugen. Schlicht und aus dunklem Mahagoni... Jetzt gibt's zu Hause nur noch Reis... :)














links: das World Financial Center,
oder auch Flaschenöffner;
rechts: der Jin Mao Tower
Danach fahren wir noch einmal hinüber nach Pudong für ein paar schöne Fotos der Hochhäuser und der hell beleuchteten Bund-Promenade in Puxi.


der Bund in Puxi















lustige Straßendekoration

Inzwischen sind unsere letzten 24 Stunden dieser Reise in und durch China angebrochen. Morgen haben wir noch ein paar Sachen auf dem Programm und dann können wir wirklich sagen, wir haben China erlebt... :)


Donnerstag, 25. Oktober 2012

Shanghai

Nach dem vollgepackten und doch recht anstrengenden Tag gestern, beschließen wir, es heute deutlich entspannter und ausgeschlafener anzugehen. Ein Blick aus dem Fenster, und: REGEN?!?!
Der war aber zu keiner Zeit vorhergesagt.
Als wir dann kurz darauf touri-bereit mit Reiseführer und Kamera gesattelt sind, gibt es heute, wie geplant, ein richtig chinesisches Frühstück auf der Straße mit Baozi aus der Tüte...
Schritt 1:
Baozi im Minitütchen






Schritt 2:
Knödel bewundern und langsam zum Mund führen















Schritt 3:
9:49 Uhr, die perfekte Zeit für einen deftigen Bissen


Schritt 4:
Einfach nur genießen! Mmmmmmmmh, lecker!



















Pagode vor dem
Longhua Tempel
Inzwischen nieselt es schon nur noch leicht, trotzdem beschließen wir, die eigentliche Planung, Shanghai aus luftiger Höhe von einem der vielen Wolkenkratzer kennenzulernen, erstmal zu verschieben und fahren stattdessen in den Süden, zum schönsten Tempel der Stadt, dem Longhua Tempel. Wir fahren einmal quer mit der U-Bahn durch Shanghai und nach kurzer Suche sehen wir schon die schöne Pagode vor dem Eingang des Temepsl prangen.

Longhua Tempel













Mönch

Im Inneren erwartet uns dann wirklich eine sehr schöne Anlage mit vielen Hallen und noch mehr goldenen Buddhas und Statuen. In einem offenen Seitenraum kann man den Mönchen sogar beim Mittagsgebet zusehen und -hören.




wenn das mal kein schlechtes Karma gibt:
Buddhas in Tempeln fotografieren ist
eigentlich nicht erlaubt...






TUC-Kekse und Äpfel
mögen wohl auch die
Gottheiten gern... :)
















Im Longhua Tempel ist scheinbar
die Heimat der lustigen, glücklichen
Buddhas... :)


Leider können wir den dicken, lustigen Buddha, der in unserem Reiseführer abgebildet ist, in der ganzen Anlage nicht finden, und sowohl Angestellte des Tempels, als auch ein deutscher Reiseleiter, haben den lachenden Buddha mit Doppelkinn noch nie gesehen. Tapfer ringe ich mich dazu durch und frage mit Händen und Füßen einen Mönch nach der Figur- der müsste es ja nun wirklich wissen- aber auch er kann uns nicht weiterhelfen. Schade, kein goldener Buddha in Feierlaune, aber der Tempel war auch so absolut sehenswert.











Im Reiseführer liest Steffen dann von dem mit 2 von 3 möglichen Bewertungssternen angepriesenen Botanischen Garten in Shanghai. Die beschriebene Orchideen- und Bonsaisammlung hat es uns angetan und so beschließen wir, nachdem er sich ebenfalls im Süden der Stadt befindet, den Botanischen Garten noch mit in unser Sightseeing-Programm aufzunehmen.
Unglücklicherweise glänzt der Autor des Buches erneut mit Ahnungslosigkeit und empfiehlt die falsche U-Bahnstation in seiner Anfahrtsbeschreibung. Und so gehen und gehen und gehen wir gut 3 km zum und um den Botanischen Garten, bis wir endlich am Eingang ankommen, der von der richtigen U-Bahn-Station nur rund 400 m entfernt gewesen wäre... und das, wo unsere Beine doch eh schon sooooo weh tun... :(

das prächtige Azaleenfeld...
Der Botanische Garten selbst, erweist sich als ziemlicher Reinfall. Die 'prachtvollen Azaleenfelder' sind entweder verblüht oder nie wirklich da gewesen, ein paar schöne Rosen, die sich hier und da mal in die Felder verirrt haben, sind noch ganz schön anzusehen, aber ansonsten ziehen sich die Wege von einem 'Highlight' zum nächsten ganz schön lang hin.

bzw. das, was davon noch übrig war....







diese verirrte Rose sticht förmlich
raus, aus der Tristesse











Die größte Enttäuschung aber lauert dann im Ochideenhaus. Voller Erwartung sehen wir nichts, außer 2 dicken Bienenstöcken, deren hochaggressive Bienen hektisch  um die beiden möglichen Eingänge ins Haus schwirren.
Mutig ziehen wir uns die Pullis über, zurren die Kapuzen eng um die Gesichter und wagen uns durch den laut surrenden Schwarm. Mit dieser exzellenten Tarnung entkommen wir den kleinen Biestern schadlos, umso tragischer dann die Erkenntnis, dass in dem ganzen Orchideenhaus und -garten nicht eine blühende Pflanze zu sehen ist. Lediglich ein paar dürre, braune Blätter hängen verlassen in ein paar heruntergekommenen Porzellanübertöpfen. Was für ein Debakel und um wieder zum Augang des Hauses zu kommen, müssen wir uns jetzt nochmal einen Weg durch die Bienen bahnen... :(


500 kleine, preisgekrönte Bäumchen warten im Bonsaigarten
Naja, bleiben ja noch die Bonsais, für die der Garten auch größte Berühmt- und Beliebtheit erfährt...
Die mehr als 500 teils preisgekrönten Miniaturbäumchen, sind bis auf den bestialischen Gestank (offenbar gewinnt man die besten Preise, indem man die Bäumchen mit den ältesten Essensabfällen kräftig düngt) der das ganze Areal umgibt, wirklich sehr schön anzuschauen.







nicht besonders, aber dafür
schön bunt,  das Gewächshhaus

Auf dem Weg zum Ausgang des Gartens nehmen wir noch die beiden Gewächshäuser mit. Ein paar Palmen, ein bisschen bunte Pflanzen, (hier auch  immerhin 4 schöne Orchideen!) und wenige Minuten später sind wir auch schon wieder draußen und stehen vor dem 2. Gewächshaus, dem Sukkulentenhaus. Hier geht es noch schneller...
Die kleine Hütte mit vielleicht 100 kleinen Kakteen (davon nicht mehr als 12 unterschiedliche Arten!) haben wir gut und gerne nach 30 Sekunden ausgiebig studiert und können anschließend guten Gewissen sagen, wir haben alles mitgenommen und es zumindest versucht...
Der Wille war definitiv da, aber der Botanische Garten in meinen Augen wirklich keinen Umweg wert.




klein aber fein:
das Künstlerviertel Tianzifang
Anschließend fahren wir weiter ins Tianzifang , einem kleinen Künstlerviertel mit einer Vielzahl kleiner Stände, Restaurants und Bars, richtig schön zum stundenlangen Herumschlendern und -stöbern; leider sind die Getränkepreise auch hier so dermaßen überteuert, dass uns schnell die Motivation für eine kleine Pause verlässt. Wir entfernen uns ein Stück vom Hauptviertel und finden dann einen schön angelegten Innenhof mit etlichen Bars und kleinen Kunsthandwerksläden und landen schlussendlich in "der Kommune", einem sicher nicht original chinesischen modernen Hippie-Lokal, wo man wirklich nicht überrascht wäre, wenn spontan Reiner Langhans und Uschi Obermeier um die Ecke kommen würden. Wir genehmigen uns ein Tsingtao und können beim "sehen und gesehen werden" richtig gut von den Strapazen des Botanischen Gartens abschalten und entspannen.

Tianzifang
















das Leben eines chinesischen Rockerbandenmitglieds
scheint ganz schön hart zu sein... ;)

Als die Sonne schon untergegangen ist, fahren wir noch mit der U-Bahn nach Pudong, um auch von der anderen Seite des Flusses einen Blick auf Puxi, das mit seinen weniger modernen, aber dafür
stilvollen, schön beleuchteten Gebäuden durchaus auch einiges zu bieten hat, zu haben. Auffallend ruhig und wenig touristisch geht es hier an der Uferpromenade zu. Wo die ganzen Touristenströme sind, merken wir, als wir dem Fernsehturm, dem Oriental Pearl Tower, sowie dem Wahrzeichen Shanghais, dem Jin Mao Tower und dem momentan höchsten Gebäude, dem World Financial Center (wegen seiner auffälligen Spitze auch Flaschenöffner genannt) näher kommen. Hier tummeln sich tausende chinesische und westliche Touristen, um von einem der futuristisch anmutenden Wolkenkratzer einen tollen Blick über die Stadt zu haben. Wir entscheiden uns für ein schnelles Abendessen im goldenen M und ergattern einen tollen Platz an der Glasfassade mit Blick auf den bunt-funkelnden Fernsehturm. So ein günstiges Fast Food-Abendessen  könnte durchaus auch weniger stilvoll sein :)
Danach geht's nur noch zurück ins Hotel; war doch wieder deutlich anstrengender als geplant... :)


Mittwoch, 24. Oktober 2012

Shanghai

Aufstehen, fertig machen, Frühstück suchen...
Gleich in der Nähe des Hotels gibt es eine kleine Straßen-"Knödelei", wo viele Chinesen bereits um halb 9 Uhr Schlange stehen und ihre morgendlichen Baozi to go holen, aber wir trauen uns noch nicht so recht und testen besser erstmal die Bäckerei im Nachbargebäude.
Hier gibt es neben allerhand zuckersüßen Gebäck- und Kleinteilchen auch meinen heißgeliebten Milk-Tea, allerdings pappsüß, völlig künstlich und damit leider ungenießbar :(
Morgen gibt's Baozi - da weiß man, was man hat... :)

Wir marschieren los zum Bund, der Uferpromenade von Puxi, dem ursprünglichen und alten Teil Shanghais, der durch den Fluß Huangpu von Pudong, dem modernen Shanghai, geteilt wird. Von hier aus hat man bereits tagsüber einen tollen Blick auf die Skyline Pudongs.


Skyline von Pudong


Wir spazieren eine Weile an der Uferpromenade entlang und wandern weiter südlich in den Yuyuan, den schönsten Garten Shanghais. Rund um den Garten hat sich ein riesiger "Bazar" aus festen Ständen und kleinen Hütten etabliert, auf dem es wirklich jeglichen (Touri-)Schund -und noch viel mehr- zu kaufen gibt.
Hier herrschen wahrlich chaotische Zustände. Inzwischen sind wir ja schon einiges gewöhnt, aber so viele Menschen haben wir bisher wirklich selten erlebt.
9-fach gewinkelte Brücke
-der sichere Geistertod
Wir werden im Tross über die 9-fach gewinkelte Brücke (glücklicherweise können böse Geister nämlich nur geradeaus fliegen und würden so beim Überqueren der Brücke im Wasser landen) geschoben, vorbei am berühmten Teehaus Huxinting, in dem schon Elton John und die Queen ihren 17:00-Uhr-Tee eingenommen haben und gelangen dann kurzer Hand zur Yuyuan-Gartenanlage.
genießt weltweites Ansehen, das Huxinting-Teahouse














Dieser ist (vermutlich weil er Eintritt kostet) deutlich weniger überfüllt und wirklich sehenswert.

Yuyuan-Garten



Yuyuan-Garten










Zum Mitttagessen dann suchen wir einen kleinen Laden, DIE Superempfehlung für die besten gefüllten Teigtaschen der Region, aber als wir die rund 80 m lange Schlange sehen, vergeht uns die Lust auf die China-Knödel ganz schnell. Wir halten abseits des Getümmels um den Yuyuan Ausschau nach einer kulinarischen Alternative und kommen dabei noch an der angeblichen Antiquitäten-Straße entlang (hier wird meines Erachtens einfach alter Schrott und Tand sündhaft teuer verkauft, aber wirklich antik und wertvoll ist hier ganz sicher nichts) und stoßen irgendwann auf ein mittelgroßes Restaurant, das immerhin eine bebilderte Karte zu bieten hat. Wir gehen hinein, aber leider ist eine Bestellung auf englisch nicht möglich und auch die englischen Übersetzungen auf der Speisekarte wie "1000 Köstlichkeiten vom Drachen" klingen zwar äußerst ansprechend und amüsant, bringen uns einer Entscheidung aber nicht wirklich näher :)
Wir bestellen mit Deuten auf qualitativ schlechte, grobpixelige Bilder der Speisekarte und hoffen einfach mal, dass wir nichts zu Abgefahrenes gewählt haben. So viel Mut wird belohnt; mein obligatorischer fried rice ist  tatsächlich gebratener Reis und durchaus in Ordnung, während Steffens Gericht mit Fleisch in Sojasauce und Pilzen ein wirklich ausgesprochen glücklicher Griff war und köstlich schmeckt.

Volkspark
Patriotische Pflanzendeko im Volkspark
Gestärkt ziehen wir weiter durch die Fußgängerzone mit hunderten kleinen und größeren, schönen und weniger schönen Geschäften bis hinunter zum Volkspark. Dieser ist eine eher unspektakuläre Grünanlage (was nichts kostet, ist hier meistens wirklich auch nichts), durch die wir schnell durch sind und kommen weiter ins französische Viertel, Xiantindi genannt. Hier haben sich lauter kleine Bars und Kneipen niedergelassen, die zu einem kleinen Drink oder einfach mal kurz die Beine entlasten einladen, aber bei diesen horrenden Preisen, die hier durchwegs gang und gäbe sind, beschließen wir, doch noch weiter zu ziehen...
Schade, aber so fahren wir eben noch kurz ins Hotel und versuchen dann, aufgrund der verpassten Mittags-Dumplings noch einen anderen Knödeltipp aus unserem Reiseführer.

nach Ohrenputzen auf offener Straße in Chengdu,
geht hier der Trend klar zum Haarefärben vor Publikum :)

so westlich Shanghai auch sein mag,
der Schlafanzug ist hier noch immer
gern das ausgehfeine Mittel der Wahl...



hier gibt's alles was es auf Rollen gibt:
Tesarollen, Geschenkbandrollen,
Klopapierrollen, etc :)




sehr praktisch, das Haus mit
Temperautranzeige...


ein Blick aus dem Fenster und schon weiß man, was
man am besten anziehen soll... :)






















Wir fahren mit der U-Bahn ein gutes Stück durch die Stadt und finden unter der angegebenen Adresse zunächst nur eine Zeile mit vielen einzelnen Garküchen-Ständchen, die allerdings inzwischen (es ist 20:30 Uhr) schon geschlossen sind. Weiter hinten in der Halle entdecken wir dann eine Rolltreppe und tatsächlich befindet sich, reichlich unscheinbar, im ersten Stock das sehr einfache Restaurant aus unserem Buch. An den Tischen ausnahmslos Chinesen und auch die Bedienungen sehen uns völlig verwundert und ratlos an. Nichtsdestotrotz, deutet man uns -nach ein paar Schocksekunden beiderseits- an, in der Mitte des Raumes an einem kleinen Tisch Platz zu nehmen.
nicht ganz einfach, hier anhand der Speisekarte eine
Entscheidung zu treffen... :)
Englisch?! Keine Chance, also deuten wir auf die Teller und Gerichte anderer Gäste im Laden und Tsingtao-Bier können wir inzwischen ja ohnehin fließend und problemlos bestellen. Und so bekommen wir nach nur wenigen Minuten gefüllte Teigtaschen (China-Dumplings) in Suppe -> sehr fein, danach ein paar Frühlingsröllchen mit einer nicht schlechten, wenn auch zunächst gewöhnungsbedürftigen, Füllung, -> auch sehr fein und dann noch die richtigen Baozi (Hefeknödel) im Bambus-Gar-Töpfchen mit einer sagenhaft guten Füllung. So gut, dass wir gleich noch einmal welche nachordern. Im Restaurant sind wir wirklich ein Blickfang, aber nachdem alles so gut geklappt hat, sind wir auch ein kleines bisschen stolz und beschließen in den nächsten Tagen wiederzukommen... :)
Zum Abschluss des Tages gehts noch einmal an den Bund für ein paar schöne Nachtfotos.

die schönen Kolonialbauten im alten Puxi





Fernsehturm bei Nacht














bei Nacht sogar noch schöner: die Skyline von Pudong




























Im Hotel haben wir dann noch eine etwas sonderbare Begegnung mit unseren Zimmernachbarn (keine Chinesen), die offenbar zum Rauchen auf unseren Balkon gehen und dort prompt auch ihre Kippen vergessen haben... Mit einer fadenscheinigen Ausrede fordern sie sie zurück und wir wundern uns einfach nur...

Seltsam dieses China, und das scheint nicht nur für die Chinesen zu gelten... :)