Wir füllen ein letztes Mal unsere Teetrinkflaschen (wie die echten Chinesen haben wir uns inzwischen ebenfalls solche Flaschen zugelegt und führen jetzt auch zu jeder Tageszeit frisch aufgebrühten Jasmintee mit uns rum) geben unser Gepäck zur Verwahrung bis zum späten Abend im Hotel ab und machen uns dann auf den Weg zu den letzten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Weil es vormittags noch regnet und es heute extrem neblig und trüb ist, stellen wir die Fahrt auf einen der zahlreichen Wolkenkratzer erst einmal zurück und versuchen unser Glück bei der Nanpu-Brücke. Die Brücke überspannt den Huangpu auf 850 m Länge, ist aber durch ihre unzähligen Windungen und Auffahrten insgesamt über 8 km lang.
Laut Reiseführer kann man auf die 46 m hohe Brücke als Fußgänger mit einem Aufzug hinauf fahren und von dort eine tolle Aussicht über Puxi und Pudong genießen.
An der Brücke angekommen, finden wir erst mal nichts was in irgendeiner Weise an eine touristische Attraktion erinnern würde und im einzigen belebten Gebäude weit und breit, dem Fernverkehr-Busbahnhof sagt man uns dann, die Brücke sei für Fußgänger schon lange nicht mehr geöffnet. Wir finden später auch den ehemaligen Aufzug, aber so verwaist, wie das gesamte Gelände wirkt, ist hier schon seit mindestens 10 Jahren niemand mehr hochgefahren...
Was für eine Verschwendung, einmal quer durch die Stadt gefahren, nichts gesehen und über 2 Stunden wertvolle Zeit verloren... An dieser Stelle muss ich wohl nicht extra erwähnen, dass hier mal wieder unser inkompetenter Shanghai-Guide-Autor auf ganzer Linie versagt hat?!
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Kunstunterricht mal anders- Samstag, 13:00 Uhr müssen die Kleinen ran... |
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...und zeichnen eifrig Gebäude ab |
Wir fahren zurück zum Bund, um von dort aus noch eine Bootsfahrt auf dem Huangpu zu unternehmen- von denen wissen wir zumindest aus eigener Erfahrung, dass es sie gibt :) - Für 100 ¥ (~ 13 €) schippert man 50 Minuten ein kleines Stück am Bund und der gegenüberliegenden Seite entlang, bevor es wieder zurück geht. Für uns viel zu teuer, wenn man bedenkt, dass wir beide Uferseiten ja schon kennen. Dann finden wir noch das Angebot einer 3-stündigen Fahrt nach Norden bis zur Yangtse-Mündung für "nur" 150 ¥ und nachdem diese zeitlich für uns sehr günstig liegt und das trübe Wetter uns tagsüber noch immer nicht auf eine Aussichtsplattform der Hochhäuser lockt, schlagen wir zu.
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auch vom Bund darf ein Sprungfoto natürlich nicht fehlen! |
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Huangpu-Flussfahrt |
Dahinter sitzt eine etwas ruhigere Familie, bestehend aus den Eltern und ihrer erwachsenen Tochter, die schon in der Wartehalle permanent verschiedene Sachen gefuttert haben und hier, noch bevor das Schiff abgelegt hat, bereits alles auftischt, was die Supermärkte nur so hergeben. Milchbrötchen, Chips, verschiedenste Variationen Reis aus der Dose, etliche Pappschüsseln Instant-Nudeln, die man nur noch mit heißem Wasser aufgießen muss, und als das alles nach rund 2 Stunden dann aufgebraucht ist, kommen die Sonnenblumenkerne in Schale zum knacken und futtern auf den Tisch. Wahnsinn, bei den Chinesen sind es wohl wirklich die guten Gene, dass an die so gar nichts hinwächst... :)
Die Dame hinter uns legt sich vom Start weg gleich mal horizontal ab und schläft quasi bis zur Rückkehr im Hafen seelenruhig...
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Leuchtturm an der Yangtse-Mündung |
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helles Wasser vorne: Huagpu dunkles Wasser hinten: Yangtse |
Nachdem wir noch reichlich Yuan in der Tasche haben, wollen wir -ungeachtet der vermutlich schlechten Sicht- doch noch einmal die Stadt aus schwindelerregender Höhe erleben und fahren mit einer Gondel im Sightseeing-Tunnel unterirdisch unter dem Huangpu auf die andere Seite nach Pudong um dort vom 88. Stockwerk in 340 m Höhe die Aussicht zu genießen.
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die psychedelische Fahrt im Sightseeing-Tunnel :) |
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eine Postkarte für uns, vom höchsten Postamt der Welt... :) |
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Zack, und weg ist sie.... |
Nach einer erneut aufregenden Fahrt durch diverse Erd- und Atmosphärenschichten im psychedelischen Tunnel holen wir im Hotel noch schnell unser Gepäck und fahren ein letztes Mal mit der chinesischen Metro zum Flughafen.
Hier läuft diesmal zwar alles sehr schleppend, aber immerhin ohne größerer Zwischenfälle für uns ab, sodass wir planmäßig zunächst in Abu Dhabi und Stunden später dann auch in München landen. Lediglich die defekte Gangway zwingt uns noch knapp 30 Minuten länger als gewollt in der Maschine zu bleiben, aber die Aussicht von gerade noch 25°C in Shanghai plötzlich knöcheltief im frischen Schnee der letzten beiden Tage zu stehen ist ohnehin nicht sonderlich verlockend...
Vorbei sind sie, unsere 3 Wochen in China... Wir haben viel gesehen, viel erlebt, viel gefroren, viel geschwitzt, uns sehr oft köstlich amüsiert und immer wieder erstaunt feststellen müssen, wie teilweise vollkommen unterschiedlich 2 Kulturen im selben Zeitalter nur sein können.