Donnerstag, 11. Oktober 2012

Verbotene Stadt

Nachdem wir ja jetzt wissen, dass vor 9 Uhr in China nichts zu sehen, oder zu holen ist, starten wir den Tag gemütlich, aber durch das Mauercamping noch immer mit erheblichem Schlafdefizit, mit Starbucks-Kaffee, -Sandwich und- Schokomuffin.
Von dort aus marschieren wir die rund 3km zum Kaiserpalast, auch die verbotene Stadt genannt.

die verbotene Stadt -und alle wollen rein
Dieselbe Idee hatten wohl auch viele chinesische Touristen; laut UNESCO-Verordnung herrscht hier ein tägliches maximales Besucherlimit von 30000, aber ich bin mir sicher, dass wir allein schon während unserer 2,5 Stunden im Kaiserpalast mit und gegen mindestens 100000 andere Touristen um die beste Sicht in die einzelnen Paläste gekämpft haben... :)





die goldenen Feuerlöschkessel streicheln soll Glück bringen...
Ich weiß nicht, ob es an meinen mangelnden Geschichtskenntnissen, bzw. -interesse liegt, oder einfach nur an einem schlechten Tag, aber nach 5 Minuten in der verbotenen Stadt, hätte ich eigentlich schon wieder genug gehabt. Jeder der vielen Paläste sieht im Prinzip exakt so aus, wie der vorherige, wie immer mit den abgefahrensten Namen (z.B. Palast der himmlischen Klarheit, Palast der himmlischen Reinheit, Palast der irdischen Ruhe, Halle der mittleren Harmonie, etc.), die Großes versprechen und erwarten lassen, aber nur wenig vorzuweisen haben.


dichtes Gedränge vor den einzelnen Palästen
Das ist den Chinesen allerdings egal. Um einen Blick auf die meist völlig spartanisch gehaltene und wenigsagende Einrichtung zu erhaschen, wird dort mit allen Mitteln gekämpft.

Feng shui-gemäß befindet sich unmittelbar hinter jedem Tor eine Wand,
die böse Geister am Eindringen hindern soll...

tolle Frisur und den Kamm hat
man auch immer gleich parat... :)

Steingarten im Kaiserpalast

Ich find's größtenteils einfach nur unsagbar uninteressant und langweilig, aber gut, der Kaiserpalast gehört nunmal zu einer Pekingreise, wie Reis zu chinesischem Essen und so gilt meine Hoffnung unserem nächsten Ziel, dem Tian'anmen Platz, dem Platz der Proklamation der chinesischen Republik 1949, aber auch der Ort, an dem 1989 im Tian'anmen-Massaker knapp 3000 Demonstranten nach blutigen Gefechten mit dem Militär ihr Leben verloren haben.


Weil uns die Beine ohnehin schon wieder weh tun, handeln wir -etwas unerwartet, angesichts des sehr niedrigen Preises und ohne jegliche Widerworte) eine Rikschafahrt für 2Yuan (~30Cent) zum Tian'anmen aus. Ein junger Kerl kommt angefahren und strampelt uns kräftig kreuz und quer durch die kleinsten Gässchen. Dazwischen noch ein bisschen Smalltalk in sehr überschaubarem Englisch und gerade, als wir ihn fast schon nett und sympathisch finden, bleibt er in einer kleinen Seitenstraße stehen, deutet an, dass wir angekommen sind und nur noch die kleine Straße ein Stück weiter gehen müssten... Als es ums Abkassieren geht, gibt Steffen im "großzügig" 3Yuan -immerhin musste er wirklich ordentlich treten und schwitzen, da hat er sich ein kleines Trinkgeld schon verdient... :) - als er uns einen Zettel vor die Nase hält, mit dem er uns auf einen Fahrpreis von 300Yuan (~35Euro) aufmerksam macht. Haha, wirklich lachhaft für diesen kurzen Hüpfer! Wir drohen mit der Polizei, was er entweder nicht versteht, oder es ihn nicht weiter interessiert, aber sehr großzügig bietet er uns 30Yuan als Gegenangebot an. Wir diskutieren ein bisschen, am Ende wird es uns wirklich zu blöd, Steffen drückt ihm einen 10Yuan-Schein in die Hand und wir lassen ihn einfach stehen. Im Prinzip sind wir ja dankbar, ohne großen Ärger mit anderen Bandenmitgliedern, oder großen Brüdern, am Ende für mit 1,30€ weniger in der Tasche davon gekommen zu sein. Als wir dann aus dem kleinen Gässchen rauskommen und merken, dass und dieser kleine Gauner nur ca 200m Luftlinie vom Kaiserpalast gefahren hat und wir somit immer noch ein gutes Stück zu Fuß laufen müssen, überkommt uns nochmal kurz der Groll.
Hilft aber dann nichts, auf eine Rikscha fallen wir sicher nicht nochmal rein und eine U-Bahn liegt auch nicht auf'm Weg, also müssen wir da wohl oder übel zu Fuß durch. Dafür kommen wir an einem kleinen, urigen Chinarestaurant vorbei und beschließen das Glück des heutigen Tages so richtig herauszuforden und einfach mal zu schauen, was die Speisekarte für uns so hergibt. Wir ordern von Bildern ein einheimisches Essen und werden nicht enttäuscht. Scheinbar verirren sich nur selten Touristen hierher, denn die restlichen Gäste können gar nicht mehr aufhören uns anzustarren :)
Mmmmmh, super Essen zu super Preisen
Zum Glück konnte ich den Umgang mit Stäbchen schon so weit perfektionieren, dass eine größere Blamage ausbleibt. Das Essen ist wirklich erstklassig, genauso wie der Preis und so ziehen wir mit einem guten Gefühl zum Platz der Republik.

wenn das Mao noch miterlebt hätte...
Sprungfrevel vor Pekings Wahrzeichen :)
Groß, voll und wenig spektakulär, aber immerhin schaffen wir ein schnelles Sprungfoto vor Pekings Heiligtum, dem Portrait Mao Zedongs, bevor die vielen Sicherheitskräfte auf uns aufmerksam werden.

der Mann mit der Warze hat
auch heute noch viele Anhänger


















Tian'anmen
-Platz für Millionen Menschen und jeder Menge prunkvoller Blumendeko

die kleine Schwester der großen Mauer


Danach irren wir weiter zu Pekings alter Stadtmauer. Nachdem wir  zuerst von der U-Bahn in die falsche Richtung laufen, das aber wiederum erst feststellen, als wir schon bei der nächsten Station sind (und uns tun die Füße doch eh schon sooooo weh), wieder eine Station mit der Bahn zurück, dann wiederum falsch laufen, finden wir sie doch noch und sie ist, wie wir sie erwartet haben: Überreste einer alten Mauer eben, jedoch sehr schön eingebettet in einer kleinen Gartenanlage und Steffen kann wieder einmal ein bisschen Hand ans Gestein legen :)

Auf dem Rückweg fahren wir noch einmal zur Antiquitätenstraße, wo wir schon am zweiten Abend nur im Dunklen durchgeschlendert sind, um die kleinen Handwerksläden auch einmal während der Öffnungszeiten zu erleben. Direkt am Eingang der Straße machen wir noch kurz Halt in einem gemütlichen Teehaus und haben unsere erste kleine Teezeremonie. Steffen kriegt ein Kännchen grünen Tee und ich freue mich über meinen optischen und geschmacklichen Volltreffer in Form eines Blossom-Tea. Nach und nach öffnet sich die Blüte im heißen Wasser und gibt einen tollen süßlichen Geschmack ab.

kurze Auszeit bei grünem Tee
und Blossom-Tea


















Bevor die Sonne ganz untergegangen ist, ziehen wir wieder weiter durch's Künstlerviertel, solange es noch etwas zu sehen gibt. Obwohl die Straße vor Stempel-, Kalligraphie- und Jadeschnitzereiläden nur so wimmelt, sind wir eigentlich die einzigen, zumindest offensichtlichen Touristen. Wir gehen auch heute wieder zur Dazhalan Straße auf ein Feierabend-Tsingtao und Baozi und genießen noch ein bisschen das geschäftige Treiben um uns rum.



schöne Stimmung am Abend
in der Dazhalan Straße


kulinarische "Genüsse" aus sämtlichen Eingeweiden vom Tier


















Zuletzt geht's noch ins Olympic Green, um ein paar tolle Nachtfotos der olympischen Stätten von 2008 zu knipsen.


Olympiagelände



sehr schön bei Nacht, der Wasserwürfel


das Vogelnest









olympische Fackel
                           

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