Danach packen wir unsere Rucksäcke und ziehen los, um uns für den heutigen Tag Mountainbikes auszuleihen und die weitläufigere Umgebung auszukundschaften. Weil wir schon erahnen, dass die Räder hier nicht ganz unseren gewohnten Standards entsprechen, gehen wir extra zu Asiabikes (für die wir in Guilin eine ausdrückliche Empfehlung gesehen haben und es dort die besten Räder Yangshuos geben soll) und gönnen uns die vermutlich teuersten Räder, die hier weit und breit erhältlich sind. Und so viel vorweg: wenn das die teuersten und besten Räder waren, bin ich sehr dankbar, dass wir nicht einen Kilometer auf schlechteren zurücklegen mussten... ;)
Mein Fahrrad, bei dem Sattel und Lenker ohnehin schon sehr weit auseinander liegen, hat leider einen schiefen Lenker, sodass ich mit der linken Hand nur hauchzart mit den Fingerspitzen an den Griff komme. Rechts geht es dafür einigermaßen, somit wird eben einarmig gefahren. Beim ersten Schaltversuch, muss ich feststellen, dass die Schaltkränze da nicht so wirklich mitspielen und mir nur 2 unterschiedliche Gänge zur Verfügung stehen... Einarmig auf einem 2-Gang-Rad also... Nur gut, dass es hier nicht sonderlich steil auf- und abwärts geht, so komme ich mit den beiden Gängen sogar einigermaßen gut aus :)
Bei Steffens Rad erweist sich der Sattel als äußerst undankbar und unbequem und am rechten Lenker steht ein Metallspan dermaßen unglücklich aus dem Griff hervor, dass er sich schon nach ein paar Minuten buchstäblich eine Blase an der Handfläche "gefahren" hat... ;)
Mit unserem gekauften Stadtplan stellen wir uns eine schöne Rundtour zusammen. Meist auf eingezeichneten Radwegen sollte es erst in den Süden, vorbei an diversen Sehenswürdigkeiten gehen, dann weiter über den Westen an Yangshuo vorbei, bis zum nördlichen Örtchen Shangri La, dem 'Paradies', (wo ich alleine schon wegen dem Namen unbedingt hin muss) und dann wieder über den Norden zurück in die Stadt.
Aber es kommt natürlich immer alles anders als man zunächst denkt...
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kaum zu glauben, aber alles innerhalb des Zauns ist ein einziger Banyan Baum |
Wir strampeln los, durch die auch hier vorherrschenden, katastrophalen Verkehrsverhältnisse hinunter zum Big Banyan Tree. Zunächst können wir uns beim Eingang des Parks noch nicht allzu viel vorstellen und als wir den Banyian Baum dann sehen, denken wir zuerst, er wäre einfach nur aus zahlreichen einzelnen Bäumchen zusammengesetzt, tatsächlich aber bildet der Banyan Baum an den Ästen aber unzähligen Luftwurzeln aus, die wiederum fest mit der Erde verwachsen und den Baum so stabilisieren. So entstand über die Jahre ein wirklich unfassbar riesiger Baum, der big Banyan Tree.
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clevere Überlebensstrategie: |
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unzählige Luftwurzeln, die mit der Erde verwachsen, stabilisieren und sorgen gleichzeitig für Nährstoffe... |
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Wasserbüffel im Banyan-Park :) |
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Moon Hill |
Mit leeren Taschen ziehen wir weiter durch kleine Ortschaften weit vor den Toren der Stadt und erleben richtiges chinesisches Leben. Hier quatscht uns keiner an, oder will uns Haarschmuck und/oder Bambusfloßfahrten andrehen.
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schöne Landschaft um Yangshuo |

Schließlich landen wir an einer kleinen improvisierten Straßensperre dreier Chinesinnen. Forsch stellt sich die Älteste in den Weg und macht uns klar, dass wir für die Durchfahrt (wohlgemerkt mit Fahrrädern!!!) zu dem im Stadtpaln als sehenswert eingezeichneten alten Dorf 20 ¥ pro Person zahlen sollten...
Da beschleicht mich erstmalig das Gefühl, dass die Sache mit dem Fahrrad vielleicht doch gar nicht so toll und einfach ist... Wir studieren unsere Karte und finden eine vermeintlich kostengünstigere Alternative, um auf unserer geplanten Route zu bleiben. Wir drehen um und lassen die 3 Chinesinnen ohne Geld zurück. Leider hat unsere Karte hier leichte Defizite und die eingezeichnete (die Karte ist übrigens im wahrsten des Wortes "gezeichnet") Straße gibt es nicht. Nach einem kurzen Blick auf die Karte stellen wir fest, dass da eigentlich gar nichts stimmt. Auch der Vergleich mit dem kleinen Umgebungsausdruck, den wir vom Radverleih mitgenommen haben, bringt uns nicht wirklich weiter. Die beiden sind in sich nicht stimmig, untereinander nicht und haben mit der Realität gleich überhaupt gar nichts zu tun...
*hmpf* Wir versuchen eine dritte Variante, schließlich steht mein Plan, später noch ShangriLa zu besichtigen noch immer. Doch auch hier werden wir jäh ausgebremst... Plötzlich endet die Straße und als wir umdrehen wollen, werden wir von einer scheinbar recht freundlichen und hilfsbereiten Dame darauf hingewiesen, dass die Straße durchaus weitergeht, aber eben nicht auf Beton, sondern über den kleinen Fluß, auf dessen gegenüberliegenden Seite auch die Straße weitergeht. Sie deutet uns an, ihr zu folgen, und dann verstehen wir... Die 10 m Fluss (ehemals geschickt mit einer kleinen Brücke gelöst, die vermutlich nicht ganz unbeabsichtigt heute nicht mehr existiert) können nur noch mit kleinen Bambusflößen für kostengünstige 40 ¥ pro Person überquert werden. Wir versuchen noch kurz auf 20 ¥ runterzuhandeln, aber sie bleibt stur und wir dann irgendwann auch. Dann habe ich wirklich genug von der Gegend hier. Alle paar Meter wollen findige Chinesen irgendwie Geld abzocken, und vermutlich würde das auch den Rest unserer Tour nicht besser werden, also drehen wir endgültig um und hören aus der Ferne nur noch, wie sie irgendwann in unsere 20 ¥ eingewilligt hätte. Zu spät, ich habe endgültig keine Lust mehr, und würde das *****rad mit den grandiosen 2 Gängen und dem schiefen Lenker am liebsten im Fluss versenken, aber zum einen fehlt uns Geld für ein Taxi zurück in die Sdadt, zum anderen haben wir ja jede Menge Pfand für die Drahtesel hinterlegen müssen. Also besinne ich mich, wir fahren zurück nach Yangshuo, gönnen uns einen Besuch beim ersten Geldautomaten und danach ein leckeres Mittagessen.
Etwas erholter starten wir doch noch einmal einen Versuch, eine kleine Tour zu unternehmen, diesmal östlich von Yangshuo. Wir fahren los und schon bald, vor einem fürchterlich stickigen 2 km langen Tunnel bemerken wir, dass die Karten einfach in keinster Weise richtig sind. Wir strampeln dennoch durch den Tunnel (zum Glück mit sehr schmalem separatem Weg für Fußgänger und Radfahrer) um dann nach schier endloser Dunkelheit und Abgas-geschwängerter Luft endgültig zu kapitulieren. Wir sind zwar nicht da, wo uns die Karte glauben machen will, dafür aber nicht weit entfernt von unserem Hotel und so werten wir es als schicksalhafte Fügung und Zeichen, fahren ins Hotel und beschließen den restlichen Tag neu durchzuplanen...
Wir schnappen uns die Räder und fahren weiter in den Yangshuo-Stadtpark, der laut Reiseführer zum "entspannen und erholen einlädt". Wir finden den Park auf Anhieb (muss an dieser Stelle auch mal erwähnt werden), allerdings frage ich mich, ob der Autor des Buches jemals das Innere dieses Parks gesehen hat!?!?! Der Park ist, bis auf ein paar graue, staubige Bäume an den Wegrändern kein bisschen grün, es gibt keinerlei Sitzgelegenheiten vielmehr sind dort unzählige alte Kinderfahrgeschäfte, die zu allem Überfluss auch noch tierischen Lärm produzieren.
Wir drehen eine kleine Runde durch den Park, aber außer hier und da mal ein paar kartenspielende Männer auf ihren mitgebrachten Klapptischen und -stühlen gibt es nichts zu sehen, oder zu machen. Von Erholung und Entspannung also keine Spur :)
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Ufer des Li-Fluss |
Wir gehen weiter zum grünen Lotushügel. Während wir die 30 ¥ Eintritt berappen, kriegen wir gleich einen Ausdruck in sehr schlechtem und noch weniger verständlichem englisch, der uns sinngemäß darauf hinweist, dass der Weg zum Gipfel aufgrund Instandhaltungsarbeiten gesperrt und nur bis zur Hälfte begehbar ist.

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Nach dieser Anstrengung, wartet als Belohnung eine spektakuläre Aussicht |
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Blick über die Stadt... |
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... und auf die Karstberge |
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klatschnass und fertig... aber schön war's :) |
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*ächz* da waren wir oben... sieht bei weitem nicht so hoch aus, wie er war... :) |
Wir bringen die Räder zurück und machen uns im Hotel fertig für die Sanjie Liu Impression Show am Abend.
Die Licht-Show - ein must-see in Yangshuo- haben wir schon von Deutschland aus gebucht. Das war wohl auch nötig, selbst jetzt in der Nebensaison strömen täglich zu jeder der beiden Vorstellungen je 3500 Besucher- die allermeisten davon natürlich Chinesen :)
Wir haben Spitzenplätze auf bequemen Rattanstühlen mit jeder Menge Beinfreiheit. Wir sind die erste Reihe der teuersten Kategorie, etwas erhöht, sodass wir besonders viel Platz haben und auch stehende Vordermänner unsere Sicht nicht trüben.
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die beleuchteten Karstberge bilden eine tolle Kulisse der Show |
Ein bisschen Historie und Hintergund einer chinesischen Minorität, mit dabei natürlich eine Liebesgeschichte, das ganze im Stil einer Oper, bzw. gesungenen Theateraufführung. Wirklich toll ist die Kulisse. Die Aufführung findet auf einem See statt und ringsum werden, je nach Szene, die Karstberge im Dunkel der Nacht unterschiedlich beleuchtet.
Die Chinesen um uns rum sind hellauf begeistert. Da wird bei bekannten Kinderliedern lautstark mitgesungen, oder bei jeder noch so kleinen Aktion der über 600 Darstellern euphorisch applaudiert und gewunken :)
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Sanjie Liu Impressions Show |
Danach schlendern wir noch ein letztes Mal durchs Zentrum und stellen überrascht fest, dass sich die Marktstrasse nachts in eine laute Disko- und Partymeile verwandelt hat. Wo tagsüber ein kleiner Souvenierstand neben dem anderen steht, sieht man jetzt nur noch überfüllte Clubs mit tanzenden und feiernden Chinesen.
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in jeder Hinsicht süß! Angry Birds-Kuchen :) |
Yangshuo ist vermutlich der Ort Chinas, wo man auch als westlicher Tourist recht problemlos um die Runden kommt - solange man bloß nicht auf die Idee kommt, ein Fahrrad auszuleihen... :)
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