Montag, 22. Oktober 2012

Yangshuo und Sanjie Liu Impressions Show

Wir starten unseren "freien" Tag bei einem wirklich guten Frühstück in einem kleinen Speisesaal mit Blick über die Stadt, zusammen mit einer kleinen deutschen Reisegruppe im Hotel.
Danach packen wir unsere Rucksäcke und ziehen los, um uns für den heutigen Tag Mountainbikes auszuleihen und die weitläufigere Umgebung auszukundschaften. Weil wir schon erahnen, dass die Räder hier nicht ganz unseren gewohnten Standards entsprechen, gehen wir extra zu Asiabikes (für die wir in Guilin eine ausdrückliche Empfehlung gesehen haben und es dort die besten Räder Yangshuos geben soll) und gönnen uns die vermutlich teuersten Räder, die hier weit und breit erhältlich sind. Und so viel vorweg: wenn das die teuersten und besten Räder waren, bin ich sehr dankbar, dass wir nicht einen Kilometer auf schlechteren zurücklegen mussten... ;)
Mein Fahrrad, bei dem Sattel und Lenker ohnehin schon sehr weit auseinander liegen, hat leider einen schiefen Lenker, sodass ich mit der linken Hand nur hauchzart mit den Fingerspitzen an den Griff komme. Rechts geht es dafür einigermaßen, somit wird eben einarmig gefahren. Beim ersten Schaltversuch, muss ich feststellen, dass die Schaltkränze da nicht so wirklich mitspielen und mir nur 2 unterschiedliche Gänge zur Verfügung stehen... Einarmig auf einem 2-Gang-Rad also... Nur gut, dass es hier nicht sonderlich steil auf- und abwärts geht, so komme ich mit den beiden Gängen sogar einigermaßen gut aus :)
Bei Steffens Rad erweist sich der Sattel als äußerst undankbar und unbequem und am rechten Lenker steht ein Metallspan dermaßen unglücklich aus dem Griff hervor, dass er sich schon nach ein paar Minuten buchstäblich eine Blase an der Handfläche "gefahren" hat... ;)
Mit unserem gekauften Stadtplan stellen wir uns eine schöne Rundtour zusammen. Meist auf eingezeichneten Radwegen sollte es erst in den Süden, vorbei an diversen Sehenswürdigkeiten gehen, dann weiter über den Westen an Yangshuo vorbei, bis zum nördlichen Örtchen Shangri La, dem 'Paradies', (wo ich alleine schon wegen dem Namen unbedingt hin muss) und dann wieder über den Norden zurück in die Stadt.
Aber es kommt natürlich immer alles anders als man zunächst denkt...

kaum zu glauben, aber alles innerhalb
des Zauns ist ein einziger Banyan Baum
Wir strampeln los, durch die auch hier vorherrschenden, katastrophalen Verkehrsverhältnisse hinunter zum Big Banyan Tree. Zunächst können wir uns beim Eingang des Parks noch nicht allzu viel vorstellen und als wir den Banyian Baum dann sehen, denken wir zuerst, er wäre einfach nur aus zahlreichen einzelnen Bäumchen zusammengesetzt, tatsächlich aber bildet der Banyan Baum an den Ästen aber unzähligen Luftwurzeln aus, die wiederum fest mit der Erde verwachsen und den Baum so stabilisieren. So entstand über die Jahre ein wirklich unfassbar riesiger Baum, der big Banyan Tree.

 
clevere Überlebensstrategie:




unzählige Luftwurzeln, die mit der Erde verwachsen,
stabilisieren und sorgen gleichzeitig für Nährstoffe...


Wasserbüffel im Banyan-Park :)

Moon Hill
Von dort fahren wir weiter zum Moon Hill, einem beeindruckenden Berg mit kreisrundem Loch kurz unter dem Gipfel, von dem man je nach Perspektive und Betrachtungswinkel einen zunehmenden Mond, Halbmond oder einen Vollmond erkennen kann. Den Aufstieg auf den Berg sparen wir uns aufgrund der drückenden Hitze und der Tatsache, dass wir schon beim Bikeverleih fast unser gesamtes Geld als Pfand hinterlassen mussten und jetzt nur 120 ¥ (~15 €) in der Tasche haben. Abgesehen davon sieht man den Loch-Mond ohnehin aus der Ferne vom Fuße des Berges am besten. Unser finanzieller Engpass zwingt uns zu einem kurzen Abstecher in die Gaotian Town, einer etwas größeren Ortschaft in der Nähe, in der wir hoffentlich einen Geldautomatien finden, um zumindest diese Sorge für den Rest des Tages los zu sein. Wir finden dann auch recht schnell 2 Banken, nur leider sind diese nicht an das internationale Netz angeschlossen, sodass wir mit keiner unsere Kredit- oder EC-Karten Geld abheben können :(
Mit leeren Taschen ziehen wir weiter durch kleine Ortschaften weit vor den Toren der Stadt und erleben richtiges chinesisches Leben. Hier quatscht uns keiner an, oder will uns Haarschmuck und/oder Bambusfloßfahrten andrehen.

schöne Landschaft um Yangshuo




 









Schließlich landen wir an einer kleinen improvisierten Straßensperre dreier Chinesinnen. Forsch stellt sich die Älteste in den Weg und macht uns klar, dass wir für die Durchfahrt (wohlgemerkt mit Fahrrädern!!!) zu dem im Stadtpaln als sehenswert eingezeichneten alten Dorf 20 ¥ pro Person zahlen sollten...
Da beschleicht mich erstmalig das Gefühl, dass die Sache mit dem Fahrrad vielleicht doch gar nicht so toll und einfach ist... Wir studieren unsere Karte und finden eine vermeintlich kostengünstigere Alternative, um auf unserer geplanten Route zu bleiben. Wir drehen um und lassen die 3 Chinesinnen ohne Geld zurück. Leider hat unsere Karte hier leichte Defizite und die eingezeichnete (die Karte ist übrigens im wahrsten des Wortes "gezeichnet") Straße gibt es nicht. Nach einem kurzen Blick auf die Karte stellen wir fest, dass da eigentlich gar nichts stimmt. Auch der Vergleich mit dem kleinen Umgebungsausdruck, den wir vom Radverleih mitgenommen haben, bringt uns nicht wirklich weiter. Die beiden sind in sich nicht stimmig, untereinander nicht und haben mit der Realität gleich überhaupt gar nichts zu tun...
*hmpf* Wir versuchen eine dritte Variante, schließlich steht mein Plan, später noch ShangriLa zu besichtigen noch immer. Doch auch hier werden wir jäh ausgebremst... Plötzlich endet die Straße und als wir umdrehen wollen, werden wir von einer scheinbar recht freundlichen und hilfsbereiten Dame darauf hingewiesen, dass die Straße durchaus weitergeht, aber eben nicht auf Beton, sondern über den kleinen Fluß, auf dessen gegenüberliegenden Seite auch die Straße weitergeht. Sie deutet uns an, ihr zu folgen, und dann verstehen wir... Die 10 m Fluss (ehemals geschickt mit einer kleinen Brücke gelöst, die vermutlich nicht ganz unbeabsichtigt heute nicht mehr existiert) können nur noch mit kleinen Bambusflößen für kostengünstige 40 ¥ pro Person überquert werden. Wir versuchen noch kurz auf 20 ¥ runterzuhandeln, aber sie bleibt stur und wir dann irgendwann auch. Dann habe ich wirklich genug von der Gegend hier. Alle paar Meter wollen findige Chinesen irgendwie Geld abzocken, und vermutlich würde das auch den Rest unserer Tour nicht besser werden, also drehen wir endgültig um und hören aus der Ferne nur noch, wie sie irgendwann in unsere 20 ¥ eingewilligt hätte. Zu spät, ich habe endgültig keine Lust mehr, und würde das *****rad mit den grandiosen 2 Gängen und dem schiefen Lenker am liebsten im Fluss versenken, aber zum einen fehlt uns Geld für ein Taxi zurück in die Sdadt, zum anderen haben wir ja jede Menge Pfand für die Drahtesel hinterlegen müssen. Also besinne ich mich, wir fahren zurück nach Yangshuo, gönnen uns einen Besuch beim ersten Geldautomaten und danach ein leckeres Mittagessen.
Etwas erholter starten wir doch noch einmal einen Versuch, eine kleine Tour zu unternehmen, diesmal östlich von Yangshuo. Wir fahren los und schon bald, vor einem fürchterlich stickigen 2 km langen Tunnel bemerken wir, dass die Karten einfach in keinster Weise richtig sind. Wir strampeln dennoch durch den Tunnel (zum Glück mit sehr schmalem separatem Weg für Fußgänger und Radfahrer) um dann nach schier endloser Dunkelheit und Abgas-geschwängerter Luft endgültig zu kapitulieren. Wir sind zwar nicht da, wo uns die Karte glauben machen will, dafür aber nicht weit entfernt von unserem Hotel und so werten wir es als schicksalhafte Fügung und Zeichen, fahren ins Hotel und beschließen den restlichen Tag neu durchzuplanen...
Wir schnappen uns die Räder und fahren weiter in den Yangshuo-Stadtpark, der laut Reiseführer zum "entspannen und erholen einlädt". Wir finden den Park auf Anhieb (muss an dieser Stelle auch mal erwähnt werden), allerdings frage ich mich, ob der Autor des Buches jemals das Innere dieses Parks gesehen hat!?!?! Der Park ist, bis auf ein paar graue, staubige Bäume an den Wegrändern kein bisschen grün, es gibt keinerlei Sitzgelegenheiten vielmehr sind dort unzählige alte Kinderfahrgeschäfte, die zu allem Überfluss auch noch tierischen Lärm produzieren.
Wir drehen eine kleine Runde durch den Park, aber außer hier und da mal ein paar kartenspielende Männer auf ihren mitgebrachten Klapptischen und -stühlen gibt es nichts zu sehen, oder zu machen. Von Erholung und Entspannung also keine Spur :)


Ufer des Li-Fluss














Wir gehen weiter zum grünen Lotushügel. Während wir die 30 ¥ Eintritt berappen, kriegen wir gleich einen Ausdruck in sehr schlechtem und noch weniger verständlichem englisch, der uns sinngemäß darauf hinweist, dass der Weg zum Gipfel aufgrund Instandhaltungsarbeiten gesperrt und nur bis zur Hälfte begehbar ist.
Weil wir ohnehin nichts besseres vorhaben, gehen wir trotzdem rein, aber schon nach wenigen Metern endet der Weg nach oben und ist -wie angekündigt- versperrt. Schade, die Hälfte war das sicher nicht, eher 1/4, und die Aussicht von hier ist nicht sonderlich spektakulär, aber gut, wir wurden immerhin gewarnt. Auf unserem kleinen Handystadtplan bei GoogleMaps entdecken wir auf der gegenüberliegenden Seite des Hügels einen kleinen Weg der ebenfalls zum Gipfel hinaufführen soll. Wir satteln unsere Drahtesel fahren einmal durch die Stadt und schon nach kurzer Suche sehen wir zwischen Häusern ganz unscheinbar ein paar Stufen vermeintlich ins Nichts führen. Wir schlagen uns den teilweise extrem steilen und bewilderten schmalen Pfad bis ganz nach oben. Das Wasser läuft uns aus jeder Pore und der Weg aus losen, staubigen Steinen und Laub schenkt uns wirklich gar nichts. Anhand der Häufchen und Taschentuchreste sieht man zwar, dass der Weg durchaus schon von anderen gegangen wurde, aber ein Wanderweg sieht trotzdem anders aus :)

Nach dieser Anstrengung, wartet als Belohnung
eine spektakuläre Aussicht

Blick über die Stadt...
Letzenendes aber lohnen sich die Strapazen; wir haben einen tollen Blick über die Stadt, auf den Fluss und die Karstberge im Hintergrund. Einziges Manko, den Weg müssen wir auch wieder hinunter, was sich nicht weniger anstrengend und schwierig gestaltet...

... und auf die Karstberge











klatschnass und fertig... aber schön war's :)


*ächz* da waren wir oben...
sieht bei weitem nicht so hoch aus, wie er war... :)


Wir bringen die Räder zurück und machen uns im Hotel fertig für die Sanjie Liu Impression Show am Abend.
Die Licht-Show - ein must-see in Yangshuo- haben wir schon von Deutschland aus gebucht. Das war wohl auch nötig, selbst jetzt in der Nebensaison strömen täglich zu jeder der beiden Vorstellungen je 3500 Besucher- die allermeisten davon natürlich Chinesen :)
Wir haben Spitzenplätze auf bequemen Rattanstühlen mit jeder Menge Beinfreiheit. Wir sind die erste Reihe der teuersten Kategorie, etwas erhöht, sodass wir besonders viel Platz haben und auch stehende Vordermänner unsere Sicht nicht trüben.

die beleuchteten Karstberge
bilden eine tolle Kulisse der Show
Die Show ist ganz nett, aber angesichts dessen, was wir dafür bezahlt haben... naja :)
Ein bisschen Historie und Hintergund einer chinesischen Minorität, mit dabei natürlich eine Liebesgeschichte, das ganze im Stil einer Oper, bzw. gesungenen Theateraufführung. Wirklich toll ist die Kulisse. Die Aufführung findet auf einem See statt und ringsum werden, je nach Szene, die Karstberge im Dunkel der Nacht unterschiedlich beleuchtet.
Die Chinesen um uns rum sind hellauf begeistert. Da wird bei bekannten Kinderliedern lautstark mitgesungen, oder bei jeder noch so kleinen Aktion der über 600 Darstellern euphorisch applaudiert und gewunken :)


Sanjie Liu Impressions Show
Nach einer guten Stunde ist es dann vorbei, was vor allem daran zu erkennen ist, dass sämtliche Chinesen zwar gegen Ende, aber trotzdem noch während der laufenden Vorführung schon panisch in richtung Ausgang drängen. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum die Show für unseren Geschmack kein wirkliches Ende hat. Die Darsteller hören einfach auf und plötzlich gehen schon die Lichter an... :)

Danach schlendern wir noch ein letztes Mal durchs Zentrum und stellen überrascht fest, dass sich die Marktstrasse nachts in eine laute Disko- und Partymeile verwandelt hat. Wo tagsüber ein kleiner Souvenierstand neben dem anderen steht, sieht man jetzt nur noch überfüllte Clubs mit tanzenden und feiernden Chinesen.

in jeder Hinsicht süß! Angry Birds-Kuchen :)

Yangshuo ist vermutlich der Ort Chinas, wo man auch als westlicher Tourist recht problemlos um die Runden kommt - solange man bloß nicht auf die Idee kommt, ein Fahrrad auszuleihen... :)

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